Der schwedische Moderiese marschiert voran in Sachen Nachhaltigkeit. Ab heute kommt eine Recycling-Jeans Kollektion bei H&M in die Läden. Klingt super – Recycling und Nachhaltigkeit – zumindest auf den Werbeplakaten.

Wie funktioniert die spezielle Denim-Kollektion

H&M hat ja vor 2 Jahren großflächig zur Klamottenabgabe ausgerufen. Die Kunden haben dann bei Abgabe der alten Klamotten einen Rabatt für den nächsten Einkauf bekommen. Insgesamt wurden über 8000 Tonnen Altkleider abgegeben. Diese ganzen Altkleider stecken jetzt in der neuen Jeanskollektion. H&M hat also laut der Aktion offenbar die Müllberge im Blick und kümmert sich um das Thema Recycling. Das Label steckt da auch einiges in die Forschung, um die Wiederverwertung von Altkleidern in neuer Mode zu optimieren. Die Nachhaltigkeitsexpertin bei Greenpeace, Kirsten Brodde, hat H&M sogar gelobt für die Aktion.

Sujetbild Jeans

Können wir H&M zu mehr Nachhaltigkeit gratulieren?

Ja und nein. Die Kollektion ist erstmal schon eine ganz nette Sache. Wiederverwertung ist immer besser als wegwerfen. Aber – jetzt kommt das große Aber – gerade Unternehmen wie H&M leben ja von der Wegwerfkultur. Sie werfen jährlich mehrere Kollektionen auf den Markt. Sie sind also ein Teil des Kreislaufes und befeuern mit ihrer Unternehmensphilosophie den schnellen Modekonsum, den sie jetzt werbewirksam mit einer Recycling-Kollektion wieder ausschlachten. Das ist im Grunde aus meiner Sicht Greenwashing.

Ich denke, dass H&M sich ein grünes Deckmäntelchen überwirft. Frei nach dem Motto: Wirbt mit der Ökobotschaft und versucht so das Image aufzupolieren. Da sind sie übrigens nicht die einzigen. G-Star zum Beispiel hat im letzten Jahr eine Recycling-Kollektion mit dem Musikstar Pharell Williams auf den Markt gebracht. Oder Adidas hat vor einigen Wochen mit einem Plastikturnschuh Werbung gemacht, der aus Plastikmüll aus den Ozeanen gebastelt werden soll. Auch da wieder ein grünes Deckmäntelchen aus meiner Sicht. Anstatt ganz grundsätzlich an den Produktionsbedingungen und an der Konsumkultur zu schrauben.

Thema „Arbeitsbedingungen“

Erschreckende Produktionsbedingungen – scheint bei vielen Modelabels leider Alltag zu sein – hat sich da was getan?

Das ist der springende Punkt. H&M hat keine eigenen Produktionsstätten, sondern bezieht die Produkte von Lieferanten vor Ort. Sie lagern also aus. In den Verträgen stehen sogar grundlegende Punkte zu den Produktionsbedingungen drin, nach eigenen Angaben. H&M beschäftigt laut Webseite sogar 80 Mitarbeiter dafür, die die Produktionsbedingungen vor Ort überprüfen. 80! Bei über einer Million Arbeitsplätze, die an H&M hängen. Wie wirksam das sein kann, können wir uns denken.

Es gibt auch einen eigenen Verhaltenskodex.

Da steht dann zum Beispiel, dass H&M sich dazu verpflichtet den Standardlohn zu zahlen. Das ist in einem Land wie Deutschland gar kein Problem. Aber in Entwicklungsländern ist das aus meiner Sicht im Grunde pure Ausbeute. H&M müsste sich eigentlich dazu verpflichten Existenzlohn zu zahlen, wenn sie es wirklich ernst meinen würden mit der Fairness. Das sieht auf dem Papier immer sehr hübsch aus, aber die Realität ist oft anders.

Das haben zuletzt Reporter des ZDF gezeigt. Sie sind für eine Doku zu verschiedenen Produktionsstätten von H&M gereist. Das Ergebnis: 80 Stunden-Wochen sind üblich. Das bei Löhnen, die noch nicht mal die Existenz der Menschen sichern. Dass sich daran auch in Zukunft vermutlich nicht viel ändern wird, zeigt die Tatsache, dass H&M kürzlich einen Teil der Produktion nach Äthopien umgezogen hat. Äthopien zählt laut dem Kinderarbeitskodex von 2012 zu den Ländern, in denen die Regierung am wenigsten gegen Kinderarbeit tut.

Wo kauft ihr ein und wo nicht? Habt ihr faire Modetipps? Immer her damit! Schreibt mir einen Kommentar, was ihr darüber denkt. Ich freue mich!

2 Meinungen zu “How fair is that? H&M bringt eine Jeans-Recycling-Kollektion raus

  1. Katha sagt:

    Hey,
    seid einigen Jahren beschäftige ich mich auch mit solchen Themen und lese dazu so einiges, daher kann ich dir eigentlich nur zustimmen 🙂 . Toller Artikel!
    H&M versuche ich ganz zu vermeiden. Ich gucke gerne mal bei Glore oder bei Marlow in Hamburg! Und habe da inzwischen so meine Marken gefunden, die mir gut gefallen und passen! Armedangels und GoodSociety gehören zum Beispiel dazu!
    Und dann ist da noch der Versuch möglichst selten los zuziehen, wenn ich nichts wirklich brauche, damit nicht der Wunsch nach einem „unbedingt-haben-wollen“ Kleidungsstück entsteht, dass klappt eigentlich auch ganz gut und man hat mehr Zeit für die wirklich schönen Dinge!
    TOMs Schuhe habe ich auch immer gerne getragen und die sind so bequem, aber dann ist mir dieser Artikel über den weggelaufen:
    http://www.vox.com/2015/7/23/9025975/toms-shoes-poverty-giving
    Beim nächsten mal werden es dann wohl eher Veja Schuhe…
    Liebe Grüße,
    Katha

    • Petra sagt:

      Hey Katha, gerade gestern war ich bei Glore in Stuttgart – traumhaft! 🙂 Ich glaube ja schon an TOMS, weil sie auch medizinisch weiterhelfen und so den Menschen Gesundheit geben. Außerdem gut produzieren und auch das ist der richtige Schritt – aber das muss jeder für sich entscheiden. Auf jeden Fall werde ich jetzt Veja ersurfen und schicke dir liebe Grüße, Petra

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