Bye Bye Namibia, Hallo Kapstadt! Unsere Reise trägt uns weiter nach Südafrika. Es scheint so, als ob in Kapstadt die Gelassenheit erfunden wurde. Die Stadt begrüsst uns träge mit Meeresrauschen und der einen oder anderen Windböe.
Unsere Gastgeberin Rita fährt fröhlich hupend mit ihrem Kleinbus zu unserem Treffpunkt und schiebt erst einmal ihren Möbeleinkauf irgendwie quer im Wagen umher, bevor wir einsteigen können. Wir fahren in gelassener Geschwindigkeit zu ihrer Wohnung, steigen in gelassener Geschwindigkeit aus und lassen unsere Rucksäcke in gelassener Geschwindigkeit auf unser Bett fallen. Während uns ihre Katze gelassen begrüßt.
Wir schauen uns an, werfen einen ersten Blick auf den Balkon und sehen den Tafelberg wie gemalt vor uns liegen. Die Möwen schweben an uns vorbei während des Meeresrauschen als leise Hintergrundmusik zu hören ist. Am nächsten Morgen begrüssen wir den Tag mit einem Cappuccino und einem Blick auf den Tafelberg.
Die Bergspitze ist oft von dicken rauen Wolken verdeckt, aber wir haben Glück, denn der Berg begleitet unseren ersten Kaffee ohne jede Wolke am Himmel. Dann laufen wir los. Ich liebe es eine Stadt zu Fuß zu erkunden. Das ist in Kapstadt kein größeres Problem. Und immer dann, wenn unsere Füße uns nicht mehr weiter tragen wollen, können wir in das Stadteigene Bussystem einsteigen und uns von einem der Busse an unser Ziel tragen lassen. Der perfekte Tag in Kapstadt fängt mit einem Frühstück im Cape Quarter an.
Frühstücken im Cape Quarter
Das vermutlich schönste Viertel ganz Kapstadts ist das Cape Quarter. Wir schlendern an den bunten Häusern vorbei, lassen die Blicke über die Fassaden schweifen und überlegen uns, wie es sich wohl anfühlen würde in einem der pittoresken Stadthäuser zu wohnen. Die passende Einrichtung gäbe es in den kleinen Läden neben an oder im Krativviertel Kapstadts, Woodstock. Dorthin werden wir uns später noch fahren lassen. Erst einmal kommen wir an in Kapstadt und diesem zauberhaften Viertel.
Das Cafe „Le Petit Tarte“ leuchtet an der Ecke auf und wir verlieben uns ein klein bisschen in die südafrikanische Gemütlickeit. Wir lassen uns in die gestreiften Kissen der Sessel fallen und in die Freundlichkeit der Köchin. Sie lächelt uns über den Tresen hinweg zu, während sie die Quiches und Torten vorbereitet. Leise Stimmen murmeln um uns herum, der Duft von Frischgebackenem zieht durch das Cafe und wir beschließen die Speisekarte mindestens einmal rauf und runter zu essen.
Wir sind im Schlaraffenland und es wird nicht das letzte Mal in Kapstadt sein, dass wir das denken. Diese Stadt lässt uns von einem Lokal in das nächste fallen und ich habe nach wenigen Tagen das Gefühl, dass ich mehr rolle als gehe. Aber es fühlt sich gut an. Wir rollen weiter in das Malai-Viertel, das direkt an Cape Quarter anschließt. Die Häuser sind bunt, nicht nur, weil es hübsch aussieht, sondern vor allem, weil eine Geschichte dahinter steht. Die ehemaligen Sklaven, denen zu der Zeit ihrer Unterdrückung das Tragen von Farben verboten war, beschlossen sich selbst, ihr Leben und ihre Häuser bunt anzumalen, als sie frei waren. Bis heute sind die Häuser wie ein steinerner Regenbogen und die Farben ergiessen sich über die vor Hitze flirrenden Strassen. Wir können nicht genug bekommen von dieser Farbexplosion und laufen stundenlang von Haus zu Haus, fühlen den Ruf nach Freiheit, der hin dem Blau und Rot und Gelb steckt. Kapstadt ist voller Überraschungen. Wir sind dankbar für die Freiheit reisen zu dürfen und für die Freiheit selbst über unser Leben entscheiden zu dürfen. Ein Privileg, das zeigen diese Häuser, das nicht alle Menschen hatten und haben.
Die Füße in den Stand strecken in Camps Bay
Wir brauchen eine Pause, von all den Eindrücken und von dem Weg, den unsere Füße uns getragen haben. Deswegen setzen wir uns in einen der bunten Citybusse und lassen uns durch die Strassen bringen. Kapstadt hat viele verschiedene Gesichter. Wir fahren durch ein Geschäftsviertel, das ein bisschen an den New Yorker Times Square erinnert und wir fahren durch ein Villenviertel am Strand, das ein bisschen an Los Angeles erinnert. Dann steigen wir aus am Strand und fühlen uns ein bisschen an ein britisches Seebad erinnert. Alte Häuser schmiegen sich aneinander, ein Cafe reiht sich an das nächste und das Meer schlägt in regelmäßigen Wellen am Ufer auf. Der Strand ist strahlend weiß, so als ob er gerade frisch gewaschen worden wäre.
Wir laufen lachend Richtung Ufer und können es kaum erwarten, bis das Meer unsere Füße umspült. Eine eiskalte Welle überrascht uns. Es ist als ob die Füße für einen kurzen Moment einfrieren würden. Fassungslos betrachte ich die Verrückten Menschen, die sich in Badehose und Bikini kreischend in die Fluten werfen. Ich bleibe lieber stehen und lasse ab und an bibbernd meine Füße vom Meer umspülen. Dann laufen wir weiter, die quirlige Strasse am Strand entlang und setzen uns mit Blick auf das Meer in eines der Cafes. „La Belle“ ist nicht nur dem Namen nach eine Schönheit.
Die Einrichtung strahlt diese Kapstadter Lässigkeit aus. Das Publikum gehört wohl zu den Reichen und Schönen Kapstadts, aber wir lassen uns davon nicht abhalten und setzen uns zwar nicht so reich, aber mindestens genauso schön dazu. Neben uns sitzt ein alternder Gigolo mit einer jugendlichen Schönheit an seiner Seite. Hinter uns wirft eine junge Frau ihr perfekt geföhntes Haar nach hinten, während ich mir verstohlen die vom Meer verwehten Haare aus dem Gesicht streiche. Wir essen uns weiter durch das Kapstadter Schlaraffenland und sind wieder einmal angekommen, im hier und jetzt.
Schlendern in Woodstock
Das Künstlerviertel ruft uns. In Woodstock haben sich viele Kreative niedergelassen. Es ist ein Industrieviertel, dessen Garagen sich mit Möbelbauern, Malern, Vintage-Liebhabern und afrikanischen Künstlern gefüllt haben. Ich Gedanken richte ich meine Wohnung im Cape Quarter ein, während wir die Albert Road entlang schlendern, und freue mich an der individuellen Schönheit der Möbel und Bilder und Kunstgegenstände.
Alles hier ist sehr weit entfernt von den Markenumspülten Einkaufsmeilen der westlichen Großstädte. Es ist großartig, dass sich diese Stadt ihre Individualität bewahrt hat und nicht ausschließlich von den H&Ms, den Zaras und Benettons dieser Welt beherrscht wird. Und gleichzeitig ist es schade, dass wir das in Deutschland und in vielen anderen Städten weltweit nicht geschafft haben. Ich wünsche mir in diesem Moment, dass die Globalisierung nicht alles gleich machen würde, dass sie mehr Raum für Individualität lassen würde und nicht immer nur der Stärkere und Größere gewinnen würde. Aber das ist wohl Utopia. Hier in Kapstadt bekommen wir ein kleines Stück davon. Und wir bekommen einen weiteren Schlaraffenlandmoment. Wir essen einen südafrikanischen Burger in einem kleinen Restaurant in einem kleinen ehemaligen Industriegebiet, das heute eine Art Shopping-Mall von Künstlern für Kunstliebhaber ist. Designer und Möbelbauer verkaufen in der Old Biscuit Mill ihre Waren und Restaurants wie „The Pot Luck Club“ (mit einem sagenhaften Blick über Kapstadt) oder „Redemption“ vergrößern unser persönliches Schlaraffenland in Kapstadt.
Pausieren an der Waterfront
Design, Kunst und Essen sind der Motor dieser Stadt, denke ich, während wir an der Waterfront stehen. Dort gibt es eine große Shopping Mall, die wir gerne links liegen lassen. Mehr Kreativität als in Woodstock können wir hier gar nicht mehr bekommen. Aber wir bekommen Seeluft, Hafenatmosphäre, Geselligkeit am Pier und südafrikanische Spezialitäten im „Food Lovers Market“.
Ein altes Gebäude jagt das nächste, ein Designerkomplex jagt den nächsten. In einer alten Industriehalle haben die Designer Kapstadts kleine Shops gebaut. Jeder für sich ist ein Designerstück und jeder Shop bietet typische Südafrikanische, handgemachte Mode und Kunst an. Es macht Freude, die Blicke schweifen zu lassen und die Kreativität aufzusaugen. Es gibt hier Kunst und Comedy, Ausstellungen und Feste. Die Stimmung ähnelt einem relaxten Volksfest. Und da ist es wieder, das Wort, das Kapstadt am Meisten für uns bedeutet: relaxt. Die Stadt, die Kunst, die Momente, die Stimmung strahlt Entspannung und Gelassenheit aus und steckt uns damit an.
Besichtigen im Museum und Geniessen im Park
Wir wollen mehr sehen von Südafrika und dieser speziellen Stimmung, die Kapstadt ausmacht und gehen in das Südafrikanische Museum in der Nähe der Longstreet. Das ist Kapstadts größte Partymeile. Wir lassen sie links liegen und beschließen ihr später zum Dinner einen Besuch abzustatten. Schließlich wollen wir unserer Suche nach dem Schlaraffenland auch am Abend gerecht werden. Erst einmal werden wir uns der Kunst widmen. Sie ist wild, rauh und bitter. Sie ist ein Produkt der südafrikanischen Geschichte. Die Apartheid hat die Künstler geprägt und wir laufen an Bildern und Karikaturen entlang, die das Leid wild herausschreien, dass die schwarzen Menschen lange Zeit begleitet hat. Die weiße Arroganz hat ihre Spuren hinterlassen. Vor allem in der Kunst der Kapstädter. Das Museum gibt aber nicht nur die düstere Botschaft einer unterdrückten Kultur an seine Besucher weiter, sondern auch die Hoffnung des einen Mannes, der mitgeholfen hat sie zu beenden.
Nelson Mandela ist ein Nationalheld, der nicht nur auf den Strassen, an den Gebäuden, sondern auch im Museum gewürdigt wird. Besonders beeindruckt hat mich ein Zitat, das unter einem seiner Bilder hängt.
„It is not our diversity which divides us; it is not our ethnicity, or religion or culture that devides us. Since we have achieved our freedom, there can only be one division amongst us: between those who cherish democracy and those who do not.“ Nelson Mandela
Der Gedanke hängt uns nach. Er hat Recht. Seine weisen Worte sind umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass dieser Mann für die Freiheit und Demokratie über 20 Jahre im Gefängnis verbracht hat. Er hätte die Menschheit verfluchen können, er hätte sich für einen einfachen Weg entscheiden können. Aber er hat sich dafür entschieden, die Wahrheit laut auszusprechen und für Demokratie und Freiheit zu kämpfen. Wir bekommen sie in den westlichen Ländern geschenkt und wissen sie doch nicht genug zu schätzen. Wieder einmal wird mir klar, wie viel wir haben und wie wenig wir uns darum kümmern den richtigen Weg zu gehen. Afrika erdet uns, die Menschen erden uns und die Gedanken, die hier um uns herum in der Luft liegen erden uns. Ich bin dankbar, dass unsere Reise uns an diesen Ort geführt hat. Das alles denken wir und halten uns an den Händen und freuen uns wieder einmal, dass wir die Freiheit haben hier zu sein. Dass wir durch den Park neben dem Museum schlendern dürfen, dass wir Kapstadt sehen dürfen, dass wir diese Stadt erleben dürfen.
Eintauchen in die Longstreet und Abendessen im Grand Daddys
Die Nachdenklichkeit hat uns gepackt, aber wir lassen uns trotzdem weitertreiben und von dem bunten Miteinander auf der Longstreet wieder in die Fröhlichkeit zurückziehen. Es ist Abend geworden und der Wind weht stärker, während wir in einem alten Holzgeschnitzten Aufzug im Grand Daddys ganz nach oben auf die Dachterrasse gefahren werden. Das Lokal ist in einem der älteren Gebäude der Stadt. Es hat ein schnörkeliges Äußeres und ein hippes Inneres. Auf der Dachterrasse stehen alte Wohnwägen aus den 50er Jahren, in denen man übernachten kann und wir nippen an unserem Coktail, während wir die Füße hochlegen und uns ein Abendessen bringen lassen. Die Sonne geht langsam unter und wir lassen den Tag Revue passieren. Er war für uns perfekt und er endet jetzt fast schon mit diesem für heute letzten Ausflug ins Schlaraffenland.
Weißwein und der Tafelberg
Wir lassen den Tag auf dem Balkon unserer zauberhaften Gastgeberin Rita und ihrer zwei Katzen mit einem südafrikanischen Weißwein ausklingen. Der Tafelberg steht ruhig und still und ewig da, während wir noch einmal anstossen auf das Glück des Reisens, das Glück der Freiheit und das Glück, dass wir diese Stadt kennenlernen durften.
Zusammengefasst – Der perfekte Tag in… Kapstadt:
- Frühstücken im „Le Petit Tarte“ und schlendern im Cape Quarter (Link zu „Le Petit Tarte“ auf Facebook)
- Die Füße in den Stand strecken in Camps Bay und ein Sandwich im „La Belle“ zusammen mit einem Eistee knuspern (Link zu „La Belle“)
- Schlendern in Woodstoc, der Old Biscuit Mill und Lunchen im „The Pot Luck Club“ mit Blick über ganz Kapstadt (Link zur Old Biscuit Mill)
- Pausieren an der Waterfront, den Hafen beobachten und im Food Lovers Market Halt machen (Link zur Waterfront)
- Besichtigen der Kunstgalerie im Südafrikanischen Nationalmuseum und Grübeln im Park nebenan (Link zum Museum)
- Eintauchen in die Longstreet und Abendessen im Grand Daddys (Link zum Grand Daddys)
- Weißwein mit Blick auf den Tafelberg bei der besten Airbnb-Gastgeberin Rita (Link zu Ritas Air BNB)
Mehr Kapstadt in Bildern:
Oh, was beneide ich euch um die Zeit, die ihr habt (dabei steht mir Grün gar nicht 🙂 )… als wir nach 3 Wochen Südafrika-Powertour in Kapstadt ankamen, waren wir randvoll mit neuen Eindrücken und kaum noch aufnahmefähig. Trotzdem war es super schön und ich hab mich in Südafrika unglaublich gut erholt, obwohl wir auch einige Stress-Situationen meistern mussten (verirrt und verloren im nächtlichen Swaziland …) Den Kopf kriegt man jedenfalls gut frei. Ich wünsche euch weiterhin sichere und schöne Reise und freue mich auf den nächsten Bericht! LG Siggi
Dir steht doch sicher alles 🙂 Verirrt und verloren klingt wirklich sehr abenteuerlich. Was ist euch da genau passiert? Nicht, dass ich neugierig wäre 😉 Danke für Deinen lieben Kommentar und viele Grüße, Petra