Nachhaltige Mode madw by MildeIhr Lieben, diesmal darf ich die brandneue Kollektion des nachhaltigen Labels Milde auf Schickness testen.

Ich habe ein paar ausgewählte Stücke bekommen, die ich in meinen Kleiderschrank für einige Zeit einsortieren darf! Ich freue mich und noch viel mehr freue ich mich über das zarte Röckchen, das ich ganz exklusiv als allererste für den Test bekomme, frisch von der Fashion Week in Amsterdam.  Das lässt das Modeherz höher schlagen! Milde spielt mit zarten Stoffen und harten Kontrasten, da wird Leder mit Seide gemischt und weibliche Formen mit männlichen Schnitten. Leder?!? Wird die eine oder andere durch und durch grüne Veganerin jetzt denken… Ich persönlich finde, auch wenn viele PETA-Anhänger mich jetzt sicher steinigen werden, dass es okay ist Leder zu tragen, weil die Welt nun einmal aus Fressen-und-Gefressen-werden besteht, so lange es Leder aus einer tierfreundlichen und artgerechten Haltung ist – kurz: ich finde vor allem wichtig, dass wir weder die Tiere, noch die Umwelt quälen für unseren Style. Das ist auch der Antrieb des Labels Milde und seiner Designerin Christiane Milde, die nicht auf Leder oder Seide verzichtet, sondern einfach dort einkauft wo diese Stoffe gewaltfrei, fair und nachhaltig hergestellt werden.

Fashion by MildeMal ehrlich – kleiner Exkurs: dieser ganze vegane Plastik-Wahn ist auch nicht unbedingt toll. Wenn dann Menschen aus biologischen Tierschutzgründen, Schuhe aus Plastik tragen, die man aber nicht so einfach abbauen kann und die auch nicht immer unter den besten Bedingungen produziert werden. Wenn wir einfach in allem ein bisschen Maß halten, weg von dieser Wegwerfmentalität und nicht immer alles zum Billigpreis in Massen brauchen, dann können wir auch Leder tragen oder Seide oder Fleisch essen. Weil die Produkte dann ohne diese Billigmassenproduktionsbedingungen hergestellt werden können. Das wäre natürlich schlecht für die Industrie, die es auf den schnellen Konsum angelegt hat, aber es wäre ein Schritt in die bessere Richtung – so Exkurs Ende *zwinker* Damit haben wir auch schon wieder die perfekte Überleitung zu Milde, die besonders Wert auf nachhaltigen Konsum, Zeitlosigkeit ihrer Mode und gute Qualität legen. Sie schaffen trotzdem den Spagat zwischen zeitlos und trendy und ihren Kleidern einen modernen Style zu verpassen. Die Idee dahinter, nämlich weniger zu brauchen und das Wenige aber länger zu nutzen, finde ich grandios. So muss Mode sein! Bei Milde gibt es zum Beispiel keine zwei Kollektionen pro Jahr (Sommer und Winter), wie sonst oft üblich, sondern nur eine, die man sommerlich und winterlich kombinieren kann. Genau das Richtige, um den Konsummotor etwas zu entschleunigen. Außerdem steht jede Kollektion unter einem Namen oder Sinnspruch. Bei der letzten Kollektion waren es „Transparenz und Fairness“, was sich nicht nur in der Auswahl der Stoffe geäußert hat, sondern auch im Look. Viel Seide, hauchdünne Stoffe, locker und leicht. Man merkt, dass die Designerin Christiane Milde mit Herzblut dabei ist und weiß was sie tut. Hollightly GlücksbringerSie hat Modedesign studiert und dann lange Jahre als Freiberuflerin gearbeitet, bevor sie sich mit ihrem eigenen Label selbstständig machte. Das war 2011. Produziert wird ausschließlich im Berliner Atelier oder in Berliner Schneiderbetrieben. Das ist eindeutig Made in Germany in seiner nachhaltigsten Form und hat damit unbedingt unser Glückssymbol verdient.

 

Ich kombiniere jetzt fröhlich die Stücke durch, die Milde mir geschickt hat und erfreue mich an dem grünen Label mit grünem Style in gelbem Rock. Noch mehr Infos zu Milde gibt es jetzt hier im Interview, das ich mit der Designerin geführt habe. Sie kann selbst am Besten erzählen, was die Botschaft hinter ihrem wunderbar-leichten Look ist.

Alles Liebe und wie immer, schön nachhaltig bleiben,

Eure Petra

 

Interview mit der Designerin Christiane Milde

Fashion by MildePetra von Hollightly: Ihr schreibt, dass Transparenz und Fairness die Grundpfeiler eurer letzten Kollektion waren – auch Eures Labels

Christiane Milde: Transparenz bezieht sich für uns auf den Ursprung der von uns verwendeten Materialien und auf die Produktion unserer Mode. Unsere Kunden können jederzeit fragen, wo die Kleidungsstücke herkommen und unter welchen Bedingungen sie produziert wurden. Der Transparenzgedanke spiegelt sich auch in transparenten Stücken der aktuellen Kollektion wieder. Natürlich spielt Fairness dabei auch eine maßgebende Rolle. Fairness gegenüber den Bauwollbauern in den jeweiligen Ländern, gegenüber den Nähern und Näherinnen, gegenüber allen, die am Prozess beteiligt sind. Das bedeutet vor allem fair entlohnt und behandelt. Natürlich schließt dieser Anspruch auch Fairness der Natur gegenüber ein.

Petra von Hollightly: Wann kam die Entscheidung, dass ihr faire Mode machen wollt? Gab es da einen Wendepunkt?

Christiane Milde: Die Entscheidung, faire Mode zu kreieren, habe ich bereits vor der Aufnahme meines Modedesign-Studiums getroffen. Ein Artikel über Oumou Sy hatte mich dazu inspiriert. Oumou Sy ist eine im Senegal ansässige Designerin, die als Wegbereiterin der fairen und nachhaltigen Mode in Afrika gilt. Inspiriert durch diese Vorreiterin war schnell klar, dass faire Mode der für mich bestimmende Weg ist, Modedesign umzusetzen.

Fashion by MildePetra von Hollightly: Ihr integriert Vintage-Stücke in eure Mode, was ich persönlich liebe! Dinge, die eine Geschichte erzählen, alt und neu zu mischen, was ist euer Beweggrund für diese Mischung?

Christiane Milde: Insbesondere bei Knöpfen legen wir Wert darauf, ausschließlich Vintage-Knöpfe zu verwenden. So erhält jedes unserer Kleidungsstücke seinen individuellen Touch und auch der bereits existierende globale Knopfberg wird damit nicht noch höher. Für uns ist dabei wichtig, den Kopf einzuschalten, bevor wir Mode kreieren. Dabei stellen wir die Frage: Was ist bereits vorhanden? Was kann man damit machen? Auch in der Mode muss nicht alles Dagewesene überholt sein. Wir suchen Wege der Wiederverwendung und Neuinterpretation.

Petra von Hollightly: Transparenz ist auch ein Style-Thema bei euch, einige Blusen sind leicht und zart – was inspiriert Euch zu dem Look?

Christiane Milde: Der Frauenkörper ist unsere Inspiration. Bei der aktuellen Kollektion umspielen luftig leichte Stoffe die weibliche Form. Dabei steht die verhaltene Durchsichtigkeit und Leichtigkeit von Seide in Kontrast zu festen Materialien wie Canvas und Leder. Durchlässige Stoffe werden durch starke Farben wie Rostbraun und Senfgelb ergänzt.

Fashion by MildePetra von Hollightly: Ihr habt auch Sachen aus Leder in Eurer Kollektion, einige Biolabels, wie zum Beispiel Stella McCartney setzen auf Vegane Mode, warum habt ihr Euch nicht für diesen Schritt entschieden?

Christiane Milde: Leder kommt bei uns nur in ausgewählten Stücken zum Einsatz. Wir setzen es mit Bedacht ein aus Respekt davor, dass es eine Tierhaut ist. Wir verwenden dabei ausschließlich Rhabarberleder von Deepmello. Für die Herstellung des Rhabarberleders werden ausschließlich Häute von deutschen Rindern verwendet. Zudem finden die Gerbung sowie die Weiterverarbeitung der Häute in regional ansässigen Betrieben statt und stärkt nicht nur die heimische Wirtschaft, sondern ist ebenfalls ressourcenschonend. Neben der Einhaltung von kurzen Transportwegen, von der Ernte der Rhabarberpflanze über die Extraktgewinnung bis hin zu Gerbung, liegt Deepmello auch eine nachhaltige Produktion sehr am Herzen. Der zur Gerbung verwendete Gerbstoff wird aus regional angebautem Rhabarber, sprich aus der Wurzel der Rhabarberpflanze, gewonnen. Entgegen anderer pflanzlichen Gerbstoffquellen, die von weit her importiert werden, ist Rhabarber ein sehr gut in unseren Breiten nachwachsender Rohstoff, der problemlos und ressourcensparend angebaut werden kann.

Petra von Hollightly: Das passt alles perfekt in den Hollightly-Style. Ich freue mich, dass wir dieses Interview zusammen machen können. Ein großes Thema bei Hollightly ist und bleibt schließlich die Nachhaltigkeit – welche Voraussetzungen müssen die Stoffe erfüllen, damit sie bei Euch auf dem Schneidertisch landen?

Fashion by MildeChristiane Milde: Wir arbeiten vordergründig mit GOTS-gehandelten (global organic textile standard) Stoffen, verwenden gewaltfreie Seide und beziehen unser Leder vom Ökolederhändler Deepmello. Unsere einzige Ausnahme ist der Harris Tweed, weil dieser dem Harris Tweed Act unterliegt, welcher die Herstellung des Stoffes selbst nach nachhaltigen und fairen Standards regelt.

Petra von Hollightly: Seht ihr da eine Wandlung in der Branche in den letzten Jahren? Ich habe das Gefühl, dass faire Mode sich langsam aber sicher etabliert?

Christiane Milde: Wie man anhand von Veranstaltungen wie der INNATEX, dem Lavera Showfloor und der Ethical Fashion Show sehen kann, behauptet sich grüne Mode immer mehr auf dem Modemarkt. Die Entwicklungen der vergangenen Jahre waren dahingehend sehr positiv.

Petra von Hollightly: Ihr sitzt in Berlin, wie viele Modedesigner und vor allem auch viele auf Nachhaltigkeit und Fairness produzierende Labels, ist Berlin so eine Art Melting Pot von Eco-Fashion?

Christiane Milde: Wir können im gesamten Land einen Trend hin zu fairer Mode beobachten, sei es bei bestehenden Labels oder auch Neugründungen. Natürlich ist die Entwicklung nicht nur ein deutsches Phänomen, sondern kann als eine sich entwickelnde internationale Bewegung gesehen werden.

Fashion by MildePetra von Hollightly: Ich würde mir wünschen, dass immer mehr Menschen sich Gedanken darüber machen, wo die Dinge herkommen, die sie so fröhlich konsumieren, ein Ende der „Geiz-ist-Geil-Mentalität – habt ihr da auch einen Wunsch oder eine „Mission“ mit Eurem Label?

Christiane Milde: Unsere Beobachtungen des Marktes sowie unsere Erfahrungen haben uns zu der Überzeugung kommen lassen, MILDE zu entschleunigen. Wir haben uns dazu entschieden, fortan eine Kollektion im Jahr mit sowohl Sommer- als auch Winterkleidung zu produzieren. Erfahrungen mit Kunden und Händlern haben gezeigt, dass gewisse Kreationen allzeit beliebt sind und es schade wäre, wenn ein Stück, in dem so viel Liebe, Kreativität und Arbeit steckt, bereits nach einem halben Jahr vom Markt verschwinden würde. Das ist für uns eine logische Schlussfolgerung aus unserem persönlichen und geschäftlichen Anspruch an Nachhaltigkeit.

Petra von Hollightly: Wer ist die Frau, für die ihr Eure Mode entwerft, habt ihr da ein Bild vor Augen?

Christiane Milde: Zuvorderst steht MILDE dafür, dass man sich Gedanken darüber macht, was man trägt und wie man es trägt. Stil spielt für uns dabei die Hauptrolle. Nachhaltigkeit und Fairness sind für uns selbstverständlich. MILDE kleidet Frauen mit schlichten und eleganten Lieblingsstücken ein, die sie sowohl im Alltag als auch bei speziellen Anlässen begleiten sollen und wollen.

Petra von Hollightly: Ich mag diese Mischung aus verspielter Weiblichkeit und klaren Formen in Euer Mode, dazu ein Hauch Rock-Chic, wie durch die Lederhose, was sind eure Inspirationsquellen für diesen besonderen Stil?

Christiane Milde: Da spiegelt sich mein persönliches ästhetisches Empfinden wieder. Eine Frau ist unglaublich schön angezogen, wenn Gegensätze aufeinandertreffen. Deswegen werden in unseren Kollektionen Stile kombiniert. Optische Gegensätze wie tough und soft vereinen sich mit Charme. Das ist mir wichtig.

Fashion by MildePetra von Hollightly: Ich habe in einem Artikel gelesen, dass jede Kollektion einem bestimmten Zeitgeist oder Gedanken gewidmet ist, welcher Gedanke steckt hinter der neuen Kollektion? Was war die Inspiration dafür?

Christiane Milde: Als Inspiration dienten die 90er Jahren, die meine Jugend sehr stark prägten. Bei unseren Kleidungsstücken findet eine bewusste Abwendung vom Androgynen und Hinwendung zur Weiblichkeit statt. Auf diese Weise entsteht durch fließende Stoffe, Transparenz und auch Lederelemente  eine weibliche Mode.

Petra von Hollightly: Zum Schluss natürlich auch an Euch, die Frage, die ich immer stelle: Der Milde-Style in drei Worten?

Christiane Milde: Feminin, schnörkellos, elegant.

Petra von Hollightly: Vielen Dank für das spannende Interview, es hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich freue mich schon auf den Klamottentest!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert