In der Automobil-Branche scheint sich was auf der Farbpallette zu bewegen. Die schwarze Welle auf den Strassen hat hoffentlich bald ein Ende. Die Zahl der Neuzulassung in Braun steigt signifikant. Und während die Modebranche „Grün“ zur Farbe der Saison 2013 auserkoren hat, liebäugelt die Automobil-Branche mit der Farbe Braun in allen Schattierungen. Die Moccachino-mit-Low-Fat-Milch-und-Latte-Macchiato-Aroma-To-Go-Generation hat endlich die Autofarbe ihrer Träume bekommen. Die neue IT-Farbe der umweltbewussten Mittelstands-Klientel ist BRAUN. In allen Schattierungen. Käufern wird in deutschen Autohäusern ehrfürchtig zugeflüstert: „Braun ist das neue Schwarz!“ Eine Art Coffee-to-Go auf vier Rädern. Ist doch spitze! Braucht man morgens keinen Kaffee mehr um wach zu werden, kleiner Blitzstart mit dem Kaffeebraunen Supergefährt und schon sieht die morgendliche Schafott-Fahrt zur Arbeit ganz anders aus? Könnte man meinen, aber eigentlich gaukeln wir uns selbst damit ein Umweltbewusstsein und eine neue Erdigkeit vor, die diese Autos gar nicht haben.
Was sagt die Farbpsychologie?
(Gilt übrigens nicht nur für Autos, sondern auch für Möbel, Zimmeranstriche und Wohnwelten) Braun, das ist die Farbe der Erde, der Natur. Die Farbe von Kaffee, Schokolade oder Holz! Es schmiert eine Aura der Beständigkeit an seinen Träger / Fahrer / Bewohner (wahlweise, je nach Metier), vermittelt in der Farbpsychologie das Gefühl von Umwelt, Nachhaltigkeit, Bio, Tradition und Treue! Genau die Werte, nach denen wir uns in unserer dauerbeschleunigten Gesellschaft ständig sehnen. Nach der Panikwelle der diversen Finanzkrisen, tut so ein bisschen Moccabraune-blecherne Beständigkeit auf der PS-Haube doch ganz gut.
Gutes Gewissen für Lohas?
Dieser Hauch von Natur, zwischen Atomdiskussionen und ökologischem Bewusstsein. Lifestyle-Liebhaber können sich den Anschein von gutem Gewissen geben, während sie in den PS-Starken SUV steigen.Ihr wisst schon, dass sind diese dicken Karossen, die mit Umweltverträglichkeit in etwa so viel zu tun haben, wie Angela Merkel mit Haute Couture. Blöd nur, dass die besonders gerne in der neuen braunen Trend-Palette auf Deutschlands Straßen geschickt werden. Egal wo ich hinblicke: Hinter jedem zweiten Garagentor steht einer dieser braunen Miniatur-Jeeps. Ökologisch ist das nicht! Trotzdem will sich die neue Edel-Öko-Gesellschaft offenbar mit gutem Gewissen von A nach B fortbewegen. Sozusagen LOHAS nach außen, ENERGIESÜNDER nach innen. Was liegt also näher als sich und der eigenen PS-Kutsche einen ökologischen Anstrich zu verpassen, der wenigstens entfernt an die gute alte Mutter Natur erinnert. Da möchte ich dann immer schreien: Möööönsch! Leutäääää! Kauft Euch doch lieber ein kleines feines PS-Kütschchen, mit putzigem Look und niedrigem Benzinverbrauch, das ist doch viel ökologischer, als so ein Mini-Jeep mit Mega-Verbrauch!
Kaffeebraun statt Kackbraun
Aber Image ist eben leider alles. Deshalb ist die Trendfarbe auf den diversen Webseiten der Automobil-Dealer auch kein banales „braun“! Das reißt den Design-Liebhaber doch nicht vom Hocker! Das ist U-N-S-E-X-Y! Das erinnert an die alten Cordsofas der 70er Jahre, an die kackbraune Wollstoff-Hose von Opas gutem Sonntagsanzug! Nein, nein, nein! …um den Edel-Schlitten bei der Starbucks-und-LOHAS-Öko-schick-Klientel an den Mann zu bringen, braucht es klingende Namen wie „Hot Chocolate“ , „Terra Bronze“ oder „Graciosa-Braun“. Kackbraun, sagte man noch in den Siebzigern dazu. Aber will ich ernsthaft in einem Auto durch die Gegend kutschieren, das mich an eine Praline erinnert? Nein! (mal ganz abgesehen von dem Mega-Verbrauch)
Miss Piggy und der Knast
Ich hätte da einen ganz anderen Vorschlag, einen genialen Vorschlag, eine wie ich finde perfekten Alternative: Pink muss das neue Braun sein! Liebe Auto-Industrie, denkt doch mal nach…
Miss Piggy und der rosarote Panther sind die pinkfarbenen Ikonen unserer Kindheit, schon Aerosmith wussten, dass Pink die Farbe aller Farben ist. Und in Gefängnissen von der Schweiz bis Nord-Rhein-Westfalen beruhigen Zellen in Pink besonders aggressive Gefangene. Pink macht G-L-Ü-C-K-L-I-C-H!
„Cool Down Pink“ heißt die Spezialfarbe, die eine Schweizer Farbpsychologin als Anti-Aggressions-Therapie für Häftlinge entwickelt hat. (Wir wollen an dieser Stelle nicht verschweigen, dass ihre Entdeckung wissenschaftlich nicht unumstritten ist, aber als Argument für eine pinkfarbene PS-Welle will ich es trotzdem nicht unterschlagen). „Entspannungsrosa“ – das wäre doch auch etwas für den Straßenverkehr und rosa passt auch viel besser zu so netten kleinen Autos, mit wenig PS und Ökomotor.
Weniger Aggression auf den Strassen
Ein Hauch von Lillifee könnte über die tristen grauen Autobahnen wehen. In den Garagentoren stünden Pinkfarbene Barbie-Schlitten. Und falls sich die anwesenden Ehe-Gatten und Lebensabschnittsgefährten jetzt beschweren möchten: Pink war ursprünglich gar keine Mädchenfarbe. WIRKLICH! Über viele Jahrhunderte war Rosa eine Männerdomäne! Könige hüllten sich in Karmesinrot, Herrscher trugen Purpur und Prinzen trugen als Zeichen des Machtanspruches das „kleine Purpur“, also rosa! Tadaaa! Da spricht doch wirklich GAR nichts mehr gegen ein Bonbonrosa Auto, oder?
Oder gar keins? Auch eine nachhaltige Variante…
Alles Liebe,
Eure Petra