Esther Perbandt ModeSchwarz, schwarz, Schwarz! Gut, ein kleines bisschen beige, wollweiß, helles steingrau und ein Hauch Beton sind auch dabei.

Die aktuelle Kollektion von Esther Perbandt ist,  genau wie die Designerin selbst, ein kleines bisschen exzentrisch, frech, lässig, sympathisch. Ich habe sie beim „Berlin Showroom“ in Paris getroffen und obwohl wir nur vage verabredet waren, musste ich nicht besonders lange und intensiv nach ihr suchen. Esther Perbandt ist gefühlte 1,80m groß (MEGA-Highheels), all-in-black angezogen, eine abgefahrene Käppi auf der Esther Perbandt Frisur, die fast schon eine Art Markenzeichen geworden ist.

Berliner Showroom - PerbandtAlso Holly, geradewegs auf sie zugesteuert,  im Vergleich zu Esther Perbandt irgendwie nur noch 1,60 m groß (weil flache Nietenboots an den Holly-Füssen), angetippt, angesprochen und sofort mit einem herzlichen Lächeln empfangen worden. Auch wenn Esther Perbandt von weitem so aussieht, als ob sie zu cool für diese Welt wäre, so eine Art weiblicher David Bowie der Berliner Modeszene, ist sie wahnsinnig pflegeleicht und sympathisch. Wie schön! Da unterhält man sich doch gerne ein bisschen zwischen den verschiedenen Präsentationen auf dem Berlin Showroom über ihren Style. Ihr Kollektionen sind für Männer und Frauen, sie sind androgyn geschnitten (ein bisschen Angst hätte ich schon, ob ich reinpassen würde in die schmal geschnittenen Teile, für die sogar der abgespeckte Karl Lagerfeld wahrscheinlich noch zu fett wäre), aber Gott sei Dank, hat der liebe Modegott verschiedene Kleidergrößen erfunden, so dass sich auch Otto-Normal-Frau in ein Esther Perbandt-Dress werfen kann. Oder in einen Hosenanzug mit Smoking-Charme, oder diese tolletolle Bikerjacke (Mmmmmh), aber ich schweife ab…. Zurück zur Designerin: Seit einigen Jahren, versucht Esther Perbandt sich auch mit grüner nachhaltiger Mode (und damit ist NICHT die Farbe gemeint, ein absolutes Mode-No-GO vermutlich aus Perbandtscher Sicht), nachhaltig, bio wenns geht, ohne dass Menschen in der DrittenWelt fürs Stöffchen leiden müssen. Hollightly GlücksbringerWobei, (das muss ich an dieser Stelle natürlich erwähnen) das nicht ihr Hauptaugenmerk ist. Esther Perbandts Ziel ist es tragbare, abgefahrene, stylische Mode für Frauen mit Selbstbewusstsein und Hang zum Rock-Chic zu machen. Wenn wir Ladies die schwarze Handtasche dann auch noch mit gutem Gewissen tragen können, weil „grün“ produziert, ist das umso besser. Bevor ich jetzt noch weitertippe und weitertippe, tippe ich Euch lieber das Interview mit Esther Perbandt ab. Dann erfahrt ihr nämlich, dass sie mal auf dem Weg zum Rockstar war und ob ihr sie jemals in einem gerüschten Blümchenkleid sehen werdet.

Machts Gut und nachhaltig, ihr Lieben! Eure Petra

 

Esther Perband ParisInterview mit Esther Perbandt

 

Petra von Hollightly: Sag mal Esther, die Mode, war das Deine erste große Liebe?

Esther: Ja, auf jeden Fall, ich hab aber auch mal in einer Band gespielt als Teenie und hatte da das lauteste Instrument, das Schlagzeug

Petra von Hollightly: Kommt daher der Rock-Chic?

Esther: Ich glaube nicht, das war keine Rockband damals. Deswegen kann ich nicht sagen, dass daher die Rockattitüde in meiner Mode kommt. Das ist aber auf jeden Fall ein Thema bei mir, das kann ich nicht verheimlichen (lacht). Das hat schon zu Schulzeiten bei mir angefangen, ich war in der Band die jüngste und die einzige Frau und das, was wir gemacht haben, wurde damals so ein bisschen verglichen mit „Ton Steine Scherben“, also sehr politische Texte. Das war einfach damals meine zweite Familie, jedes Wochenende habe ich immer mit der Band verbracht und Konzerte gespielt und das hat mich wahrscheinlich auch geprägt.

Petra von Hollightly: Warum hast Du Dich dann für die Mode entschieden?

Esther: Mit zwölf kam der Wunsch. dass ich Mode machen will und die Band hat dann erst mit 14 angefangen. Dann haben wir sechs Jahre Musik gemacht und ich habe dann angefangen Mode zu studieren und irgendwann war klar, dass ich mich entscheiden muss, weil ich beides nicht hinbekommen habe. Dann war auch klar, wofür ich mich entscheide, weil ich den Weg zur Mode schon so früh gewählt hatte.

Fashion Esther Perbandt Petra von Hollightly: Kannst Du uns mal den Esther-Perbandt-Style in drei Sätzen beschreiben?

Esther: Ach, das lieben Designer ja sehr, darüber zu reden (lacht). Natürlich ist bei mir ein Thema Androgynität, was aber nicht heißt, dass nur androgyne Frauen bei mir in die Sachen passen. Aber das ist natürlich von mir ausgehend, ich stelle selber eher so einen Frauentypus dar und ich spiele halt einfach gerne mit männlichen und weiblichen Elementen oder mache eine Kollektion und es ist mir egal wer sie danach trägt. Es ist nicht ausschließlich eine Frauenkollektion und es ist aber auch keine spezielle Männerkollektion, sondern ich mache eine Kollektion und dann kann sie tragen wer will. Und ich fotografiere es auch so: also die Lookbooks werden auch immer an Frauen und Männern fotografiert. Da mache uch mir auch vorher keinen Plan, wie viele Looks soll es geben, die auch ein Mann tragen kann, sondern das passiert dann einfach so. Es ist auch für mich immer spannend zu sehen, was davon kann man für einen Mann stylen. Schwarz ist ein großes Thema bei mir, in jeder Kollektion. Ich selber trage auch nur Schwarz. Es bleibt einfach immer alles bei so Nicht-Tönen wie grau, braun, beige, off-white-Tönen, das ist schon die Hauptfarbpalette. Ansonsten ist es so ein bisschen grafisch und minimalistisch, also man würde bei mir nie ein geblümtes Rüschenkleid finden.

Petra von Hollightly: Stimmt, Dich kann ich mir Dich wirklich nicht in Rüsche und Blümchen vorstellen…aber müsstest Du eigentlich als Gag mal machen..

Esther: Wäre eigentlich mal ganz lustig, oder? (lacht) Den Joke werde ich mir irgendwann mal erlauben, auf ner Messe im geblümten Rüschenkleid zu stehen.

Petra von Hollightly: Dann aber wirklich knallgrün und mädchenrosa!

Esther: Natürlich! Natürlich! (Lacht)

Esther_Perbandt-Foto-1Petra von Hollightly: Würdest Du sagen, dass der Berliner Style auch ganz rüschenfrei und eher typisch-minimalistisch ist?

Esther: Ich weiß es nicht, weil in den letzten Jahren einiges gewachsen ist in Berlin. Aber es gibt schon so eine Art Berliner Stil. Der ist sehr sophisticated, sehr gehoben. Aber das hat sich auch stark verändert. Vor fünf bis zehn Jahren hat man unter Berlin-Fashion noch das punkige T-Shirt gesehen und alternativ. Das waren einfach andere Labels, das hat sich sehr verändert.

Petra von Hollightly: Mode soll nicht nur mir Spaß machen, sondern auch der Umwelt, finde ich. Du offenbar auch, überall heißt es Esther Perbandt goes Green – stimmt das?

Esther: Ja, das ist mir schon wichtig. Ich arbeite mit einer Firma „Beyond Berlin“ zusammen, die mich da unterstützt. Die vertreten nur nachhaltige Labels und die haben mich bestärkt darin wieder auf Grün zu setzen und haben gesagt, sie würden akzeptieren, den Vertrieb für mich zu machen, obwohl ich noch nicht 100 % grün bin und mich auf dem Weg begleiten. Das machen wir jetzt seit zwei Jahren. Ich bin noch nicht da, wo ich sein will, das ändert sich auch mit jeder Kollektion. Aber ich bin auf einem guten Weg.

Petra von Hollightly: Wie wichtig ist Dir das?

Esther: Mir ist wichtig, das einfach irgendwann zu erreichen, ein Teil dessen zu sein, dass eben nicht alles so schnell kaputt geht und dass Menschen nicht krank werden, dass Menschen nicht ausgebeutet werden, das mache ich aus einem eigenen Antrieb heraus.

Petra von Hollightly: Die gute Moralfrage?

Esther: Ja, klar, aber wenn wir schon dabei sind, ich habe auch Momente, in denen ich denke, dass ich da keinen Bock mehr drauf habe nachhaltig zu produzieren. Weil man sich das Leben damit nicht einfacher macht. Die Materialfrage zum Beispiel, man muss einfach auf sehr viel achten um grüne und nachhaltige Sachen anzubieten. Es ist ja nicht so, dass ich vorher herumgesessen bin und Däumchen gedreht habe und nichts zu tun hatte. Und manchmal geht man da drei Schritte nach vorne und dann wieder fünf zurück. Aber mir ist halt wichtig, dass ich da transparent bleibe und versuche so grün wie möglich zu sein. Ohne, dass meine Kollektion davon beeinflusst wird.

Esther PerbandtPetra von Hollightly: Hast Du denn schon Ideen für neue Kollektionen?

Esther: Das ist ja total gemein, mich das jetzt schon zu fragen (lacht)…natürlich inspirieren mich schon Dinge, aber konkrete Ideen habe ich noch nicht. Gerade gestern habe ich zum Beispiel einen netten Abend mit einer französischen Schauspielerin verbracht, mit der ich befreundet bin und wir haben über meine Mode gesprochen und wie die Menschen darauf reagieren und plötzlich sind wir darüber zu dem Film „Berlin, Symphonie einer Großstadt“ gekommen, ich hab ihr meinen Film gezeigt, den ich über die Kollektion „Format“ gemacht habe, der auch sehr viel mit der russischen Avantgarde der 20er Jahre zu tun hat und plötzlich habe ich gemerkt, wie sich da ein Kreis schließt und dann hat sie mir von jemand anderem erzählt – das verrate ich aber jetzt noch nicht (lacht) – und dann haben wir uns einen Film von dieser Person angeschaut und da habe ich gemerkt, da passiert in meinem Kopf ganz viel. Das heißt noch nicht, dass das in die nächste Kollektion einfliesst, aber das sind einfach so Glücksmomente, in denen ich merke, dass ganz viel ausgelöst wird und das ist dann immer ganz toll, wenn das passiert.

Petra von Hollightly: Wer weiß, was dann also kommt. Vielen Dank für den netten Tratsch, liebe Esther!

 

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