Verrückte große Welt! Jetzt werden wir Dich auf unserer Reise Stück für Stück kennenlernen und ich kann es kaum erwarten Deine unterschiedlichen Facetten zu sehen.

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Erste Station der Weltreise: Namibia!

Hier habe ich auch gelernt, dass ich eine Flashpackerin bin. Also jemand, der nicht mit Zelt und Rucksack und nicht vorhandenen Hygienevorstellungen reist. Diejenigen, die das tun, sind Backpacker. Ich bin eine Flashpackerin. Ich liebe meinen Cappuccino mit Milch – weltweit bitte. Ich möchte möglichst ein eigenes Bad haben – weltweit bitte. Und irgendwie kann ich mir nicht vorstellen in einem quietschenden Bett mit dreckigen Laken zu schlafen. Ich stehe dazu und ich ergänze noch das kleine Wörtchen „nachhaltig“. Das ist mein persönliches Adjektiv.

Also hier einmal öffentlich: Ich bin eine nachhaltige Flashpackerin.

Deswegen haben wir für unseren Aufenthalt ein Hostel gesucht, das auf Nachhaltigkeit achtet. Aber mit eigenem Badezimmer und ohne uns die Nacht im Mehrbettzimmer um die Ohren zu schlagen.

Einfach, aber süß!

Das „Chameleon Hostel“ (Da gehts lang zur Webseite des Hostels) liegt sehr zentral. Wir sind in wenigen Minuten zu Fuß in der Innenstadt. Das ist wichtig! Als Flashpackerin will ich natürlich nicht auf meinen Cappuchino verzichten. Aber dazu gleich mehr. Die Standardzimmer sind klein, aber gemütlich. Wer es ganz ursprünglich will, kann sogar in einem Zelt schlafen. Wir wollten lieber nicht. Jedes Zimmer hat einen eigenen Namen. Wir schlafen im „Meercat Room“.

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Alles ist sehr sauber (bis auf die Gemeinschaftsküche, die könnte mal entkrümelt werden). Wir haben eine eigene Dusche nur für uns und können jederzeit unsere Füße in den Pool hängen.

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Überall hängen Schilder, dass wir auf unseren Wasserverbrauch achten sollen. Es gibt ein eigenes biologisches System, um den Biomüll abzubauen und das Wasser wird mit Solarstrom beheizt. Die Gemeinschaftsküche steht allen zur Verfügung und ist Outdoor. Während wir also unseren Couscoussalat schnibbeln, zwitschern Vögel zwischen uns herum. Ein bisschen ertappe ich mich bei dem Gedanken: „Was wenn jetzt einer dieser putzigen kleinen Federpuschel beschließt aufs die Toilette zu müssen?“ Ich schnibble todesmutig weiter… Der Grill neben dem Pool ist schon angeheizt. Die Vögel zwitschern fröhlich weiter. Ich schnibble… ein Vogel schwingt sich über meinen Kopf… Reflexartig wuppe ich meine Hand über das Essen…der Grill duftet…und nach 25 endlosen Minuten steht ein fertiger Salat vor mir, ohne zur Vogeltoilette zu werden.

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Ein Hauch luxuriöser…

Es gibt übrigens unter den Zimmern auch eine Luxusversion mit eigenem Balkon und einem schicken landestypischen Strohdach, wie das „Lovebird Zimmer“. Dort wären wir gerne eingezogen, aber leider ist das Zimmer schon ausgebucht. Wir durften trotzdem ein paar Fotos für Euch machen.

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Das Schöne an den Zimmern hier ist tatsächlich, dass sie alle einzeln auf der Webseite vorgestellt werden und Frau genau das Zimmer buchen kann, das sie haben will. Es sei denn, es ist schon vergeben. Es gibt sogar ein biologisches einwandfreies nachhaltiges Wachsystem hier… Gut, manchmal fällt es kurzzeitig in Tiefschlaf fällt es kurzzeitig aus.

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Das einzige Manko ist das W-Lan. Es ist zwar da, aber kostenlos hat man nur 2 Stunden pro Tag zur Verfügung. Selbst dann fällt es immer wieder aus. Will man mehr als 2 Stunden surfen, muss man Surfzeit kaufen. Umso ärgerlicher ist es dann, wenn das Wlan nicht funktioniert. Das ist für den bloggenden Weltreisenden eher suboptimal. (Anmerkung; Unfassbar, aber wahr: Das Hostel hat unsere Anregungen aufgenommen und Free Wifi eingeführt). Ein bisschen Obst zum Frühstück wäre auch ganz nett gewesen. Das gibt es hier ja in Hülle und Fülle. Das sind aber Kleinigkeiten, die nicht wirklich fehlen, um sich hier wohl und willkommen zu fühlen.

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Tipps für Windhuk: Not safe safe, but safe

Windhuk ist keine Schönheit. Aber es ist nett, um anzukommen. Wir können ein bisschen afrikanische Luft schnuppern und lernen, wie die Menschen und das Land ticken. Die meisten Menschen sind sehr freundlich, was nicht passt wird passend gemacht und irgendwie ist es überall nicht „safe safe, but safe“ – wenn wir wissen wollen, wo wir entlang laufen dürfen. Gut, denken wir uns, „safe“ ist ja schon mal was und laufen los.

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TIPP: Keine Taschen, keine Kamera mit sich herumschleppen und auch nur die wirklich nötigen Kreditkarten und ein bisschen Geld. Kameras und auffällige Taschen outen Euch als Touristen und das wiederum macht Euch auch in „Safe“-Areas zu lohnenswerten Zielen. Nachts nicht alleine und zu Fuß herumlaufen, sondern lieber ein Taxi nehmen. Und niemals, wirklich NIEMALS alleine einfach so in ein Township gehen. Das sind die Ghettos hier in Afrika. Dort sind vor allem Weiße so gar nicht „safe“.

Die „Independent Street“ ist die Hauptstraße, dort kann man tagsüber sehr gut und entspannt herumlaufen. Hier gibt es einen kleinen Markt mit Souvenirs, es gibt Cafes und Bars und ein paar Läden. Außerdem kann man von dieser Straße aus, die alte Kirche im Kolonialstil besichtigen, durch einen Park schlendern und das eine oder andere Gebäude mit deutschem Namen darauf entdecken.

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Meine Wurzeln in Namibia

Unter anderem stehen wir plötzlich in der Merensky-Street. Ein Auswandererkind der ersten Stunde, der in Afrika sein Glück mit Diamantminen gemacht hat. Er gilt is heute als der „weisse Afrikaner“ und wird hier in Afrika sehr geliebt. Warum ich Euch das erzähle? Weil er mein Ur-Ur-Großonkel ist. Leider gab es keinen Kontakt, weshalb ich ganz ohne Diamanten groß werden musste. Aber immerhin konnte ich mit meinen Fingern mal an sein Strassenschild fassen.

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Hans Merensky war Geologe, Philanthrop und Umweltschützer. Er entdeckte verschiedene wertvolle Mineralien und wurde ein reicher Mann. Sein Vermögen steckte er in einen Trust-Fond, der nach seinem Ableben sichern sollte, dass sein Gut in seinem Sinne weitergeführt wird. Der Name begegnet einem in Afrika überall. Überhaupt hat Deutschland hier einen großen Einfluss auf die Straßennamen, die Gebäude und manche sprachliche Kleinigkeiten. Das liegt an der Vergangenheit dieses Landes. Unser Taxifahrer zum Beispiel beherrscht das „Ooch“ meisterhaft. Jedesmal wenn sein Handy klingelt – und das tut es oft während der Taxifahrt vom Flughafen in die Stadt – redet und gestikuliert er ein bisschen, dann kommt das „Ooch“. Im Laden als etwas herunterfällt: das „Ooch“. Als ich ihn frage, was die namibische Version vom „ooch“ ist, sagt er: „Uuch“ und wir lachen kurz. Dabei ist der Hintergrund dieses „Ooch“ eigentlich tragisch.

Namibias Geschichte: Der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts

Die Deutschen haben Namibia ihren Stempel aufgedrückt. Für Namibia endete die Kolonialzeit tatsächlich erst vor ca. 25 Jahren. Das war mir so gar nicht bewusst, bevor wir hierher gekommen sind. Bis dahin hieß es Deutsch-Südwestafrika und wurde etwa 1884 von den Deutschen zu ihrer Kolonie erklärt. Ein Kaufmann überredete die damals dort ansässigen Stämme dazu ihm einen Großteil des Landes zu einem Schnäppchenpreis zu verkaufen, gründete eine Stadt und stellte die Deutsch-Südwestafrikanische Flagge auf. So selbstherrlich und arrogant waren wir. Es ist unfassbar mit was für einem Egoismus sich die Deutschen über die Bedürfnisse der Menschen in Namibia hinwegsetzten und beschlossen ein Anrecht auf dieses fremde Land zu haben. Die Macht des Geldes und der Waffen sorgte dafür, dass Namibia lange Zeit unter Deutscher Herrschaft war. Vor allem zwei Stämme rebellierten um 1904 gegen die Deutsche Herrschaft. Damals erteilte ein deutscher General schließlich den Befehl jedes Mitglied dieser Stämme zu erschießen. Das war der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts. Über 80.000 Stammesmitglieder starben damals. Ein Mord an Menschen, die einfach nur für ihr Recht kämpfen wollten in ihrem Land zu leben. Anschließend kam der erste Weltkrieg, im Zuge dessen die Deutschen all ihre Kolonien verloren. Eine positive Wirkung hatte das auf die Länder in Afrika nicht. Der Westen setzt seine Unterdrückung mit der Apartheid und ihrer traurigen Geschichte fort. Das spürt man immer wieder. Ich weiß noch nicht, ob es an der Stimmung liegt oder ob es einfach in der Luft liegt oder ob es daran liegt, dass wir Weiße sind. Aber die Menschen auf den Strassen erwidern ein Lächeln kaum. Ich würde verstehen, wenn sie Weißen gegenüber anders wären, denn die Weißen zeigten früher und zeigen wohl bis heute wenig Respekt vor dem Land und seinen Bewohnern. Nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass es noch einige Jahrzehnte dauerte, bis Namibia endlich unabhängig war. Benannt nach der Wüste Namib.

Davon können wir lernen…

Ich denke, dass wir aus der Geschichte vor allem lernen können, mit mehr Bescheidenheit und weniger Arroganz durch die Welt zu gehen. Die Menschen hier in den Läden oder Hotels oder Tankstellen und Taxis sind wahnsinnig nett und hilfsbereit, obwohl so viel Tragik in der Vergangenheit passiert ist. Davon können wir uns ein Scheibchen abschneiden. Es geht uns in den westlichen Ländern so gut, im direkten Vergleich, du trotzdem sind wir oft so viel unzufriedener. Die Dinge werden gerade etwas kleiner, wenn man sie aus der Ferne betrachtet und das fühlt sich gut an.

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Bald geht es weiter auf eine Ranch irgendwo im nirgendwo. Dort werden wir uns die wilden Tiere ansehen und auf dem Pferderücken die namibische Landschaft erkunden. Jetzt gehe ich nochmal einen letzten Cappuccino trinken und freue mich auf Euch und Eure Kommentare.

Alles Liebe,

Petra

8 Meinungen zu “Flashpacker statt Backpacker: Grün und nachhaltig in Windhuk

  1. annette sagt:

    hallo Petra,

    welcome to Namibia! ich beneide dich etwas um die wärme, denn hier in Germany ist es saukalt. dafür tut das i-net day & n8 . . alles kann frau wohl nicht gleichzeitig haben.

    lasst euch die guten Kudu-Steaks schmecken!

    lg auch an Tom annette

    • Petra sagt:

      Liebe Annette, wir geniessen es sehr und tatsächlich funktionieren hier auf der Ranch in Namibia Sonne und Internet 😉 Tom wird sich mal ein Bio-Kudu einverleiben. Ich bleibe vegetarisch 🙂 Liebe Grüsse, Petra

  2. Walter Werner sagt:

    Liebe Petra,
    ich freue mich, dass ich auf diesem Weg verfolgen kann, was ihr so unternehmt. . Sehr interessant!
    Pass bitte weiter gut auf euch beide auf.

    Liebe Grüße
    Walter

  3. Katja sagt:

    Ich bin ja ganz bei Dir, einfach aber sauber bitte und vor allem für uns.
    Namibia sieht bisher vielversprechend aus, ich freu mich auf Eure weiteren Eindrücke und weitere, noch weiter entfernte Verwandte vielleicht 😉
    LG, Kata

    • Petra sagt:

      Namibia ist wunderschön. Wir beobachten von unserem Frühstückstisch aus Antilopen und Affen an der Trinkstelle und freuen uns über bunt schillernde Vögel in den Bäumen. Die Menschen sind sehr freundlich und das Licht ist atemberaubend. Mehr Bilder folgen unbedingt :-)) Liebe Grüße nach Deutschland, Petra

  4. charlotte merensky sagt:

    Liebe Petra,

    der Namibiabericht hat mir großes Vergnügen und etwas Sehnsucht nach dem Land bereitet – Chapeau!

    mit lieben Grüßen,

    Charlotte Merensky

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