Poule FolleGleich mal vorweg, muss ich dringend etwas loswerden: Ich liebe Menschen, die sich ihre Träume erfüllen! Ich liebe es, wenn Menschen Mut haben und ihrem Herzen folgen, das macht sie gleichmal so richtig sympathisch. Ganz unbesehen und ohne wenn und aber. Es ist einfach toll, wenn jemand aus dem Alltag ausbricht und sich sein Leben so gestaltet, dass es glücklich macht.

Celine von „Poule folle“, einem kleinen aber sehr feinen Letterpress-Atelier in Stuttgart, hat genau das gemacht. Sie ist aus dem Designerleben einer Agentur ausgebrochen, einmal um den Erdball gebraust und hat Letterpress von der Pike auf in Amerika gelernt. Dann hat sie auch noch eine Letterpress-Druckerpresse von Amerika nach Deutschland verfrachtet. Warum? Weil sie liebt, was sie tut und für ihre Arbeit die beste und ursprünglichste Ausstattung haben wollte. Ihre herzliche Art und die Liebe zu ihrem Produkt, macht Celine so wahnsinnig sympathisch. Und die Tatsache, dass in jeder ihrer Emails mindestens ein Wort mit mehreren Vokaaaaaaaaalen vorkommt.

Es ist als ob man einer guten Freundin geschrieben hat, mit der man sich unbedingt mal wieder auf einen Tratsch treffen will. Ihr ist es wichtig, den Menschen ein bisschen nahe zu kommen, damit sie dann die perfekte Hochzeitskarte gestalten kann. Und wer, ihr Ladies und Gents da draussen, steht nicht auf „persönlich“, wenn es um die eigene Hochzeit geht.

Wir haben wochenlang Ideen gewälzt, meine Dawanda-Klickzahl ist gewaltig nach oben geschossen „Hochzeit und Einladung“ waren meine beliebteste Google-Suchfunktion. Wir wollten (und wenn ich ganz ehrlich bin, war ich da der fanatischere Part *zwinker* ) etwas, das zu uns passt, uns wiederspiegelt und gleichzeitig persönlich ist. Wir haben uns letztlich für das DIY entschieden und wollten selbst basteln. (So ist sie geworden: Unsere Einladung – check it out) Wenn nicht, wäre ich in Richtung Letterpress gegangen, weil das Stil hat und Handwerkskunst ist, die ich wertschätze. Außerdem verwenden die meisten Macher, genau wie auch Celine, Baumwollpapier, arbeiten mit regionalen Zulieferern und achten darauf, wo ihre Zutaten zum perfekten Einladungsrezept stammen.

MerciIch würde mich bei ihr als Hochzeitspaar mit Einladungskarten-Wunsch sofort zu Hause fühlen. Nachdem wir uns für selbst basteln entschieden haben, habe ich sofort beschlossen, dass ich nicht nur über unsere Hochzeit auf dem Blog schreiben will und die nachhaltigen Momente darin, sondern all die wunderbaren Menschen, die mir bei der Recherche begegnet sind, vorstellen möchte, für alle Paare da draussen, die auch „Green Wedding“ feiern wollen. Da ist Celine eine perfekte Ansprechpartnerin in Sachen Einladungs- oder Dankeschönkarten für die Hochzeit. Sie spricht ausführlich mit dem Pärchen, über die Wünsche und Vorstellungen, dann Designt sie was das Zeig hält und macht zwei Designvorschläge mit verschiedenen Optionen. Nachdem das Pärchen dann das Go gegeben hat, bestellt sie alles, legt los mit Letterpress und mischt die Wunschfarbe an. Sogar eine eigene Farbe, das ist eben der Vorteil von Handarbeit. Und dann geht’s auch schon los mit dem Druck. Aber vorher könnt ihr im Interview mehr über Celine und ihr zauberhaftes Label „Poule folle“ (www.poulefolle.com) erfahren.

Alles Liebe,

Eure Petra

 

Das Interview mit der zuckersüßen Celine von „Poule folle“

Celine von Poule FollePetra von Hollightly: Poule folle – was für ein verrückter Name! Was bedeutet er und wieso hast Du Dich für diesen Namen entschieden?

Celine: poule folle ist französisch und bedeutet „verrücktes Huhn“.

Schon zu Schulzeiten wurde ich immer als verrücktes Huhn bezeichnet. Ich bin Halbfranzösin, weshalb es natürlich nahe lag, dass das verrückte Huhn zu einem französischen „Poule folle“ wurde. Das hat mich dann in jeder Etappe meines Lebens begleitet. Die Tatsache, dass ich extra nach Amerika gehe um Letterpress richtig zu lernen, dort noch eine Druckpresse ausfindig mache, die nach Deutschland verschiffen lasse um zurück in Deutschland dann mein eigenes Ladenatelier eröffnen zu können, war meine bisher verrückteste und schönste Aktion. Da fand ich, passt poule folle wie die Faust aufs Auge.

Petra von Hollightly: Du bist also ein verrücktes Huhn, das finde ich schön! Wir müssten alle viel mehr die verrückten Hühner in uns entdecken. Dein Leben war nicht immer Letterpress, was hast Du vorher verrücktes oder nicht ganz so verrücktes gemacht?

Celine: Nach dem Abi habe ich bei der Kunstschule in Meersburg ein sogenanntes „Vorstudium Gestaltung“ absolviert, danach habe ich in Österreich Mediendesign studiert. Nach dem Studium zog ich nach Stuttgart, irrte zuerst durch den typischen Prakti-Dschungel, arbeitete als Designerin in einer Agentur und kurz vor meinem USA Aufenthalt arbeitete ich als Freelancerin, so konnte ich alles besser vorbereiten.

Petra von Hollightly: Das war der Plan? Ein toller Plan, ich liebe es, dass Du einfach Deinem Herzen gefolgt bist und Dein Leben einfach so umgekrempelt hast. Du hast Letterpress dann richtig gelernt in Amerika, wo und wie?

buntCeline: Als ich mich bei den Ladyfingers Letterpress in Providence, Rhode Island an der Ostküste bewarb, war ich einfach nur neugierig, ob überhaupt etwas zurückkommt. Als ich dann zum Skype Interview eingeladen wurde und wir über eine Stunde geschnattert hatten stand sowohl für mich als auch für die Mädels fest, das passt! Ich hatte auch die Option zu einem anderen Letterpress Studio zu gehen, aber mein Bauchgefühl hat da nicht gestimmt und das ist für mich seehr wichtig. Also machte ich mich ans Recherchieren, was ich tun muss um diesen Traum verwirklichen zu können. Als ich in Frankfurt bei der Botschaft vor der Dame stand, die darüber entschied ob ja oder nein, hatte ich ganz schön Bammel. Als sie aber hörte, was ich vor hatte, war sie begeistert und gab mir den Stempel, yay! Als ich dann das erste Mal im Studio der Ladyfingers stand war ich so überwältigt und konnte es kaum erwarten alles zu lernen. Die Mädels wussten von meinem Vorhaben und fanden es super. Auf dieser Basis lehrten sich mich die Tricks und Kniffe, worauf es zu achten gilt, aber vor allem auch was ein sauberer Druck ausmacht. Von der Kalkulation, Kundenmeetings, dem Papierschneiden, dem Drucken, Digitalisieren bis zum Veredeln haben mir Morgan, Arley und Sydney gelehrt, was sie wissen und ich wissen wollte.

Petra von Hollightly: Wie bist Du auf diese verrückte Idee gekommen, einfach alles abzubrechen und nach Amerika zu düsen?

Celine: Dieser typische Jungdesigner Werdegang von Praktikum zu Praktikum bis man in einer Agentur landet. Auch wenn jede Medaille zwei Seiten hat, habe ich schnell für mich festgestellt, dass das Angestellten-Dasein in einer Agentur nichts für mich ist. Meist wird nicht wertgeschätzt, was man leistet. Dass man fast täglich Überstunden macht, mal am Wochenende kommt oder sich anderweitig einsetzt wird als selbstverständlich eingestuft. Das hat mich sehr frustriert, mir hat meine Selbstverwirklichung gefehlt. Also dachte ich, jetzt bin ich noch jung und hab so Bock drauf – wenn nicht jetzt, wann dann!?

Petra von Hollightly: Unbedingt! Was war dann für Dich der Moment, also Du dachtest: Ja, ich will Letterpress machen und mein eigenes Atelier gründen?

DruckpresseCeline: Den klassischen Buchdruck mit Bleilettern statt Klischees kannte ich schon vom Studium, vertieft habe ich dieses Wissen bei einem Workshop in München. Aber nur bedingt ist das mit Letterpress zu vergleichen, bei dem die Prägung ins Papier im Vordergrund steht. Während des Workshops kam in mir vermehrt das Verlangen nach was Eigenem. Als ich dann bei den Ladyfingers Letterpress das erste Mal im Studio stand, ihre Arbeiten nicht nur sehen sondern endlich auch anfassen konnte, war es um mich geschehen.

Petra von Hollightly: Aber warum gerade Letterpress?

Celine: Ich liebe die Mischung aus digitalem und analogem Arbeiten. Ich gehe absolut auf, wenn ich Dinge mit Händen herstellen kann. Meine Affinität und Passion zu Papier, Design, Druck, Schreibwaren und Papeterie kann ich im Letterpress perfekt ausleben. Es fasziniert mich, wie das von mir gestaltete Design mit einer 100 Jahre alten Druckpresse ins Papier eingeprägt wird und somit spürbar gemacht wird – es ist plötzlich nicht nur zu sehen, sondern auch zu fühlen. Es haut mich immer wieder um was für eine Wertigkeit dabei entsteht.

Petra von Hollightly: Du hast so viele unterschiedliche Papierschätzchen in Deinem Atelier. Was inspiriert Dich zu Deinen Designs und Produkten? 

KartenCeline: Momentan schöpfe ich immer noch sehr viel Inspiration von meinem Aufenthalt mit  anschließendem Roadtrip in den USA. Ich scribbel gerne vor mich hin und plötzlich, oft unter der Dusche oder kurz vor dem Einschlafen habe ich dann einen Geistesblitz für ein neues Produkt oder eine Headline. Leider habe ich bestimmt schon die Hälfte vergessen, weil ich eingeschlafen bin 😀

Für individuelle Hochzeitseinladungen ist es mir sehr wichtig, das Paar kennen zu lernen. Wir besprechen ausführlich, was sie sich wünschen, wie sie ihre Hochzeit planen, wo sie heiraten. Wir brainstormen dann zusammen und erarbeiten ihr Konzept. Bei der Gestaltung gehe ich dann oft auf dieses Gespräch ein und binde persönliche Elemente ein aus der Location, deren Berufe, Hobbies o.ä.

Petra von Hollightly: Wie wichtig ist Dir der Bio- und Ökofaktor an Deinen Produkten – die klassische Hollightly-Frage, aber sie muss sein  *zwinker*

Hollightly GlücksbringerCeline: Ich verwende ausschließlich 100 % Baumwollpapier. Es ist einfacher Baumwolle neu zu pflanzen als einen Baum – glücklicher Zufall also, dass Letterpress am besten mit 100% Baumwollpapier funktioniert.

So weit es geht versuche ich mit Dienstleistern um die Ecke zusammen zu arbeiten. Sei es mein Filmhersteller oder die Buchbinderin – sie sind alle unweit vom Atelier entfernt.

Ich recycle so gut es geht meine Papierabfälle. Oft verwende ich Reste mehrfach um Probedrucke zu machen.

Petra von Hollightly: Und jetzt die Frage, die ich immer stelle, wenn Du Deinen Stil in drei Worten beschreiben müsstest, welche wären das?

Celine: Eine Mischung aus farbenfroh, verspielt und elegant.

Petra von Hollightly: Vielen Dank, liebe Celine! Es war ein großes Vergnügen mit Dir zu plaudern!

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