Ja, ihr Lieben!

Ich zähle mich auch dazu, zumindest eine kleines bisschen in meiner nachhaltigen Biodesign-Ecke. Ich bin eine Modebloggerin und das ist auch gut so! Ich bin eine Modebloggerin mit nachhaltigem Hintergrund. Und weil ich so viele Modeblogs und Designblogs lese, wollte ich einfach mal über diese Spezies schreiben. Eine Art Modeblogger-Milieu-Studie. Die Welt verändert sich durch das Internet und die digitalen Medien. Zuletzt gab es die Diskussion um Veränderungen des Schriftlichen und der Verlagswelt bei der Buchmesse – aber auch im Fashion-Kosmos hat sich durch das Internet einiges getan und eine neue Spezies hat sich ausgebreitet. Sie drehen sich um eine Welt aus Konsum und Style, betrachten Mode als Kunst, Spiel oder ernste Angelegenheit. Bei aller Euphorie würde ich mir wünschen, dass sie alle auch ein bisschen mehr auf Herkunft, Biotauglichkeit und Nachhaltigkeit achten würden. Aber das ist nicht das Hauptthema meiner Gedanken, sondern diese neue Spezies der demokratischen Moderichterinnen und Moderichter.

Top und Flop in der Fashionwelt?

Darüber entscheidet nicht mehr allein der Prada-tragende Teufel Anna Wintour von der Vogue oder all die anderen Modekritikerinnen namhafter Modenmagazine. NEIN! Die Fashionwelt wird von einer neuen Spezies beherrscht! Es ist ein Kampf der Generationen! Das Hauen und Stechen um die Macht in der Modewelt hat ein bisschen was von der Darwinschen Evolutionstheorie. Fressen und gefressen werden! Auf der einen Seite die Mode-Blogger und ihr ausdrucksstarker Kleiderstil, sie tummeln sich vor den Zelten und Palästen der Modeschauen in New York, Paris oder London und schreiben in ihren Blogs über die neuesten Trends. Auf der anderen Seite die Vogue-Chefinnen, die Mode-Journalistinnen der etablierten Medien, die sich durch die Blogger gestört fühlen.

Kleine Kurzgeschichte der Modeblogger

Das Phänomen der Modeblogger begann sich kurz nach der Jahrtausendwende durchzusetzen. Blogs boomten, Internetfans verkündeten die neue Freiheit und erste Blogger fotografierten Menschen auf der Straße, die schlicht durch ihren außergewöhnlichen Stil auffielen. Heute sind die Blogger ein Bestandteil der Moderezeption. Die Modegirls von der Straße bestimmen durch ihren Look und ihre modischen Interpretationen,  wie Trends sich entwickeln. Manche sind furchtbar schlechte Schreiber, andere sind talentierte Feuilletonisten.
Egal wie, sie werden gelesen und Designer lassen sich von ihrem Style immer stärker inspirieren. Eine der bekanntesten und jüngsten Modebloggerinnen ist zum Beispiel Tavi Gevinson. Als sie ihr Blog „The Style Rookie“ 2008 gründet ist sie gerade mal 11 Jahre alt. Ihr Look: grau gefärbte Haare, dicke Brille und ein schräger Modestil. Sie fotografierte Kleidung, die ihr selbst gefiel, schrieb über ihr Leben in der Kleinstadt, über die Zauberwelt der Mode und traf damit einen Nerv. Sogar Modezar Karl Lagerfeld war begeistert und outete sich als Fan der kleinen Tavi. Damit bekam sie Aufmerksamkeit. Das ist die Währung, die die Medienwelt heute bestimmt. So ein Mode-Blog wie „Style-Rookie“ ist im Grunde eine kleine digitale Reklametafel, die die Modefirmen dieser Welt bespielen wollen.

Bekannte Modeblogs haben teilweise Millionen Leser pro Monat

Jedes T-Shirt, in dem sich also erfolgreiche Modebloggerinnen fotografieren, wird von hunderttausenden am Thema interessierten Lesern gesehen – das sind Leserzahlen, von denen so manches Hochglanzmagazin nur träumen kann. Modeblogger sind die neuen Geschmacksrichter. Man  könnte sagen, dass sie die Fashionwelt demokratisiert haben. Der kleine aber feine Zirkel der Mode-Mächtigen  ist erweitert worden um eine große Masse an Meinungsmachern. Das gefällt vielen etablierten Modejournalistinnen natürlich nicht. Die Fashion-Szene diskutiert immer wieder hitzig! Pfauenparade heißt es dann! Oder: Wer sind die schon? …regte sich kürzlich das Modeorakel, Suzy Menkes, die gefürchtete Modekitikerin vom International Herald Tribune, auf.

Sie beklagte den Zirkus um Menschen, die fürs Berühmtsein berühmt sind.

Das alles wirkt auf den ersten Blick lächerlich, ist aber auf den zweiten Blick das Signal für einen Werte-Wandel und einen gesellschaftlichen Wandel, den man überall entdecken kann. Es ist im Grunde ein Generationenproblem, das  an der Frontrow der Fashion-Shows deutlich wird. Es geht – wie so oft in dieser Welt – um Verteilungskämpfe. Im kleinen Modekosmos gibt es die gleiche Diskussion, die auch um Bücher und Autorenschaften in der Buchwelt geführt wird. Früher konnte die große, die allein mächtige Moderedakteurin, einem Cäsar gleich, mit Daumen hoch oder Daumen runter über den Erfolg eines Designers entscheiden. Heute wandern Werbebudgets ins Netz ab. Die Likes im Internet entscheiden über den Erfolg eines Designers. Etablierte Kritikerinnen wie Suzy Menkes wollen ihr Herrschaftswissen natürlich nicht aufgeben. So bezeichnete sie Modebloggerinnen verächtlich als…

Modegroupies“ und „…wandelndes Schaufenster für Designerklamotten“

Da sei an dieser Stelle gesagt: Modegroupies gab es schon immer. Audrey Hepburn zum Beispiel war für Givenchy genau das, was mancher Modebloggerin heute von den etablierten Modekritikerinnen wie Suzy Menkes vorgeworfen wird. Givenchy war nur deutlich eleganter in seiner Formulierung, er nannte Audrey seine Muse.

Also, alles liebe an alle Modemusen und Modebloggerinnen, die das Geschäft demokratisieren. Jetzt würde ich mir nur wünschen, dass ihr da draussen auch alle ein kleines bisschen mehr für die Nachhaltigkeit und faire Produktionsbedingungen kämpfen würdet. Denn: Ihr habt die Macht!

Alles Liebe,

Eure Petra

 

 

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