Jedes Jahr zeigen die Designer in diversen Fashion Weeks von Berlin bis New York, was sie für die kommenden Monate des Modejahres in Petto haben. Und auch wenn das gegen alle Nachhaltigkeits-Prinzipien geht, bin ich jedes mal wieder ganz fasziniert von dem, was uns Mode-Freaks alles geboten wird. Deswegen – Nachhaltig hin oder her, freue ich mich wie immer auf neue Mode-Highlights. Bald geht es los, pünktlich zum Anfang des Jahres, also Zeit ein bisschen Mode-Sprech zu üben. Wir fangen erstmal bei den absoluten Basics an. Wer Rang und Namen hat sitzt in der „Front Row“. Nochmal für das innere Modelexikon zum Mitschreiben:
Front Row, die…
Das ist die erste Reihe, ganz vorne am Laufsteg. Dort zu sitzen ist nicht nur wichtig, um die neuesten Kreationen der Designer aus allernächster Nähe zu begutachten, das ist auch deswegen besonders bedeutsam, weil „Sehen und Gesehen werden“ ein Lieblingssport der Modewelt ist. Die Fashion Weeks sind für die Modebranche in etwa so wichtig, wie für die Klassik-Liebhaber Bayreuth und Salzburg zusammen. Höhepunkt, wirklich ABSOLUTER Höhepunkt sind die Haute Couture Schauen der Paris Fashion Week. Designer inszenieren ihre Kleider dort wie opulente (sauteure) Kunstwerke auf dem Catwalk. Und da haben wir es schon, das nächste Wort, das man kennen MUSS (und Fashion-Fans garantiert kennen, nur der Vollständigkeit halber…)
Catwalk, der
Das ist das andere, das hippe, das Modewort für „Laufsteg“. Es bezeichnet den Podest, auf dem die Models entlangstolzieren. Das ist Fashion Sprech, das müsst ihr beherrschen, wenn ihr zum „inner circle“ gehören oder die Artikel in den Modemagazinen nachvollziehen wollt. Es schadet auch nicht, wenn man Englisch beherrscht, denn die Modebranche setzt sich zusammen aus Anglizismen und einem Hauch Französisch, weil das so schön exklusiv klingt. Wenn die HAUTE COUTURE (also die ganz noble, ganz teure Mode, die Modekunst) auf dem CATWALK präsentiert wird. Exklusiv ist sowieso ein Stichwort. Modezar Karl Lagerfeld machte 2012 ein ganzes Flugzeug zum „Catwalk“ und ließ das gute Stück vorher mit einem „Chanel“-Schriftzug bepinseln. Und Louis Vuitton verwandelte das Pariser Carrousel du Louvre in einen nostalgischen Bahnsteig inklusive schwarz-goldenem Zug. Wenn Tolstois „Anna Karenina“ hinter der Bühne vorgetrippelt und mit einer „Clutch“ zwischen ihren zarten russischen Händchen auf den Bahnsteigartigen Nobel-Catwalk getreten wäre, hätte sich vermutlich niemand gewundert.
Clutch, die
Richtig, die Clutch. Fast hätte ich sie übergangen. Ein essentielles Accessoire. Ein Opernabend ohne Clutch? Fast undenkbar! Eine Silvestergala ohne Clutch? Oder die Oscars? Absolut unmöglich! Clutch, das ist eine kleine flache Abendtasche ohne Henkel und mit wenig Platz im Inneren. Sie muss elegant getragen oder irgendwie-ansatzweise-elegant unter den Arm geklemmt werden. Der Name kommt aus dem Englischen, von „to clutch“ – also „umklammern“ oder „umgreifen“. Bei uns in Deutschland spricht man seit etwa 10 Jahren von der Clutch, dabei gab es diese hübschen kleinen Teile schon in den 1920ern. Damals nannte man sie aber noch schnöde „Unterarmtasche“. Nach dem zweiten Weltkrieg hat das Modehaus Dior ihr dann ein Revival verschafft, der „Unterarmtasche“. Seitdem hat jedes Modelabel, das etwas auf sich hält im Taschenangebot. Praktisch ist das alles nicht, aber das ist schließlich selten die Intention von Mode. Für das Frühjahr 2013 haben die Kreativen der Modewelt die „Clutch“ frauenfreundlich weiterentwickelt.
Slip-In-Bag, die
Das ist sozusagen eine „Clutch 2.0“. Sie hat an der Taschenoberfläche einen kleinen dezenten Griff, in den Frau dann ihre perfekt lackierten und manikürten Hände stecken und die Tasche so elegant und komfortabel halten kann. Damit taugt die kleine Tasche auch für den kleinen Bummel tagsüber, dazu ein Paar Loafers.
Loafers, die
DIE man 2013 allerdings mit Diamanten statt mit Troddeln trägt (die „edle“ Variante von Guiseppe Zanotti – gesehen bei Amazon). Loafers sind wahre Klassiker (der Trend 2012 mit Metallic-Kappe bei Highheeels als Loafer neu interpretiert von Sam Edelmann – gesehen bei Amazon). Erfunden wurden sie 1910 in Amerika, einen ersten Erfolg feierten sie in den 1930ern, als die Firma Bass sie an den Universitäten bei der jungen reichen Szene an den Mann brachte – die der Legende nach einen Penny unter die Aussparung am Schaft steckte. Deshalb heißen die Schuhklassiker auch gerne „Pennyloafers“. In Deutschland sagt man „Slipper“ dazu. So oder so, in den letzten Modejahren erlebten sie ein sagenhaftes Revival und wurden als Must-Have für Mode-Liebhaber in Gold, Silber, Leoparden-Look oder Samt an die Modeszene gebracht. 2013 also mit Diamantstein verbrämt statt mit den im letzten Jahr handelsüblichen Troddeln am Schuh.
Und wo wir schon bei den Trends für dieses Jahr sind, will ich Euch zum Schluss noch ein komplett neues Modewort verraten, dass die Fashion-Crowd – Ihr wisst schon, Anglizismen sind in der Modelwelt ALLES – 2013 flüsternd verbreiten wird. Der Pedge! (zum Beispiel gesehen bei Impressionen.de)
Pedge, der
Das ist eine Mischung aus „Pumps“.
Pumps, die
Und Wedge:
Wedge, der
Pumps, das dürftet Ihr kennen, das ist das Überwort für vorne geschlossene leicht zugespitzte Halbschuhe ohne Schnalle oder irgendeinen anderen Verschluss. Ein Relikt aus dem 17. Jahrhundert, Pumps waren das Schuhwerk der Hoflakaien zu ihrer Kniebestrumpften Uniform. Und der Wedge ist eine Art Relikt der 1970er Jahre – Wedges sind Schuhe mit Keilabsatz. Somit ist, um es kurz zu machen, der Pedge ein Pump mit Keilabsatz. Ich könnte jetzt noch etwas von Peep-Toes, Color-Blocking , Ankle-Boots oder Pencil-Skirts erzählen, aber das würde den Artikelrahmen eindeutig sprengen. Ein erster Schritt für die versierte Fashion-Sprech ist gemacht. Schwelgt einfach in Pedges und Loafers, gönnt Euch eine Clutch und macht das ganze Leben zu Eurem Catwalk – selbstverständlich bestimmt ihr, wer bei Euch in der Front-Row sitzt.
Wie immer alles Liebe und trotz all der modischen Versuchungen gilt: So nachhaltig bleiben wir irgend möglich,
Eure Petra