Ich will mich dem treuen Begleiter, dem lebenslangen Partner, dem hilfreichen Freund von uns Frauen widmen: der Handtasche! Was wären wir ohne die tragbaren Beutel? Aufgeschmissen!
Lippenstift, Taschentücher, Kaugummi, Geldbeutel und Handy (natürlich!) Ersatzstrümpfe, die Notizen der letzten Wochen, alte Zettelchen, Stift – oh und ein Wasser, flache Schuhe (man weiß ja nie), hohe Schuhe (man weiß ja nie), ein Buch, vielleicht noch alte Visitenkarten. Eine Handtasche verschluckt alle Geheimnisse ihrer Besitzerin und ist ein tragbarer mobiler Notfallkoffer für unterwegs. Eine schöne Handtasche kennt keine Problemzonen, sie passt immer! (Auch nach der sommerlichen Eis-Orgie), eine schöne Handtasche adelt jedes simple T-Shirt und eine schöne Handtasche ist eindeutig bequemer als jeder Highheel, sorgt aber für den gleichen Glamour-Effekt (je nach Tasche). Knospeco NyBer

Unfassbare Prozentzahlen – 95 % der Frauen haben mindestens eine Handtasche, die meisten natürlich mehr. Der Handtaschensektor ist der Modezweig mit den größten Zuwachsraten. Manche unter uns Ladies haben ganze Sammlungen. Die Tasche ist also eindeutig immer noch ein weibliches Territorium. Dabei gibt es vermutlich zwei unterschiedliche Taschentypen unter den Frauen. Die eine pflegt die serielle Monogamie und hängt ihr Herz eine Zeitlang an nur eine Tasche, die sie trägt bis zur absoluten Zerfledderung, bis sie wie ein Fetzen am Handgelenk hängt und kurz vor dem Exodus steht. Irgendwann wird sie dann liebevoll begraben auf dem Taschenfriedhof, der sich meist in einer dunklen Ecke des Kleiderschrankes oder irgendwo unter dem Bett befindet. Die anderen sind Taschenfetischistinnen und nennen ganze Sammlungen ihr Eigen. Tauschen fröhlich nach Stimmung und Gelegenheit.

Die Handtasche ist manchmal der perfekte Partner, liebevoll ausgesucht und gehegt und gepflegt, manchmal auch in einem schnellen Moment der Leidenschaft aus dem Regal gerissen und fast genauso schnell wieder vergessen. Die Beziehung zur Tasche reicht vom schnellen kleinen Flirt bis zur symbiotischen Verschmelzung. Vom One-Night-Stand bis zur lebenslangen Partnerschaft. Sie ist im Idealfall ein treuer Begleiter, der „Ich–bin-für-alle-Gelegenheiten-gewappnet“-Werkzeugkoffer, der ihrer Trägerin das Gefühl der totalen Kontrolle verleiht. Egal ob zerrissene Strümpfe, ein Spontanpickel kurz vor dem nächsten Meeting oder das Breifläschchen für das hungrige Kind. Die Tasche erlaubt es der Frau alle ihre Identitäten unter einen Hut zu bringen, oder besser in eine Tasche. Der mobile Werkzeugkoffer macht aus ihr in Sekunden eine Partyqueen, eine seriöse Geschäftsfrau oder die Übermutter. Sie ist die tragbare Garantie, immer alles dabei zu haben, was man eventuell unter Umständen vielleicht brauchen könnte.

Frauen verbringen durchschnittlich 76 Tage ihres Lebens damit in ihrer Handtasche herumzukramen. Innen herrscht meist Chaos und die aufbewahrten Gegenstände leben in enger Disharmonie miteinander. Neben dem angebissen Apfel stapelt sich ein Chanel-Lippenstift. An das Kinderspielzeug schrammt der Schlüssel und die halbfeuchte Wasserflasche schmiegt sich an den 3-Wochen-alten Notizzettel. Fast wie in Mary Poppins Superkoffer – bis oben hin gefüllt mit „gut-zuhaben-Dingen“ und „man weiß-ja-nie.ob man-das.mal-brauchen-kann-Sachen“. Die Handtasche ist Finanzzentrum, Schönheitssalon, Notfallkoffer, Werkzeugkasten, Kommunikationszentrum, Snackbar, Mülleimer und Ersatzkleiderschrank in einem. Und gleichzeitig ist sie der Spiegel der eigenen Identität. Wer möchte ich gerade sein – ein nettes Mädchen? Dann nehme ich die knallbunte Tasche mit den niedlichen Troddeln und Blümchen. Die toughe Geschäftsfrau? Dann nehme ich die schwarze Ledertasche im Kofferformat, reduziert, puristisch, kantig! Der sportliche Kumpel? Dann zerrt Frau wahrscheinlich den lässigen Stoffbeutel aus dem Taschenregal. Die Tasche verrät etwas über das Alter der Frau, sagt etwas über ihren Stil und Status – zeigt vielleicht auch welcher Beschäftigung sie nachgeht oder wohin sie gerade möchte.Slide-Foto_beliya

Die Handtasche ist ein Zeichen weiblicher Emanzipation. Noch im Mittelalter hatten die Männer die Hoheit über die Tasche. Erst im 16. Jahrhunderten eroberte sich die Frauenwelt die Tasche. Damals als praktischer Beutel, mit einer Kette am Gürtel befestigt. Im 18. Jahrhundert dann wurde die Handtasche, so wie wir sie heute kennen, erfunden. Damals kam mit der Mode des Directoire, also dem hochgeschnürten Mieder und den zarten Empirekleidchen aus Musselin-Stoff der Wunsch nach einem eleganten Transportbegleiter auf. Alles andere hätte die zarte Silhouette des flatternden Kleides zerstört. Damals noch als Transportinstrument für die Reichen und Schönen. Erst in den 1920er wurde die Handtasche quasi über Nacht berühmt. Die sich emanzipierende Frauenwelt konnte demonstrativ das selbstverdiente Geld in die Handtasche stecken und offen am Handgelenk ihre Freiheit demonstrieren. Von der simplen Brieftasche aus Leder entwickelte sich die Handtasche zum durchgestylten Designerstück mit Art Deco Elementen in den 1930ern. Jedes Jahr kamen neue Kollektionen auf den Markt und entsprechen bis heute immer dem Zeitgeist ihrer jeweiligen Taschengeneration. Margaret Thatcher zum Beispiel hat ihre Tasche als den einzigen sicheren Ort in Downing Street bezeichnet. Frauen können es meist nicht leiden, wenn Mann seine Nase in ihre Tasche steckt. Nicht weil sich dort so Geheimnisvolles verbirgt, sondern weil der Lederbeutel am Handgelenk ihre tragbare Privatsphäre ist. Und für Männer ist der Griff in die Handtasche in etwa so suspekt, wie der Griff in einen Ameisenhügel.

Jetzt schnappe ich mir meine Tasche und ziehe los – alles Liebe und immer schön nachhaltig bleiben (Tasche hin oder her),

Eure Petra

 

Eine Meinung zu “Wie man an der Tasche der Frau ihre Stimmungslage ablesen kann?

  1. Glitzersonne sagt:

    Hallo liebe Holly,

    Deine liebevollen, ehrlichen und unvergleichlich schön geschriebenen Worte über die Handtasche (und deren Inhalt) habe ich mit ständigem Lächeln im Gesicht gelesen.
    Mit Deiner Darstellung identifiziert sich mit Sicherheit jede Frau. So auch ich.
    Du hast so wundervoll die “geheimen“ Gedanken jeder Frau ausgesprochen, die ihre Handtasche zu den verschiedenen Anlässen bestückt.
    Und ständig sage ich mir während des Lesens: Holly hat Recht, … das stimmt, … das hat Holly aber
    super schön ausgedrückt.
    Diesen Artikel kann sich jede Frau “nur so auf der Zunge“ zergehen lassen.
    Aber ich denke, j e d e r Mann liest Deine Darstellung mindestens genau so gerne, mit dem anschließenden Kommentar: So sind eben unsere lieben Frauen!.

    Ich freue mich riesig auf weitere Artikel von Dir.

    Ganz liebe Grüße
    von Deiner Glitzersonne

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