Die Schwarzwälder Kuckucksuhr, war lange nur noch bei Touristen oder Old-School-Spießern en vogue. Seit einigen Jahren erlebt die Kuckucksuhr ihr Comeback allerdings nicht im klassischen Stil der Schwarzwälder Traditionsuhren, sondern in modernen Interpretationen. Stefan Strumbel beispielsweise, Street-Art-Künstler aus dem badischen Offeburch, belebt seit einiger Zeit das angestaubte Heimatgefühl und betreibt Kunst am Kuckuck. Damit ist er so erfolgreich, dass er jetzt im Museum beim Markt eine eigene Ausstellung bekommen hat. „Holy Heimat“ vom 28.7. 2012 bis 25.11. 2012 in Karlsruhe. Die schöne alte Kuckucksuhr wird von Strumbel modernisiert und in Pop-Art-Kunst verwandelt. ABER, das muss man dazusagen, die Crazy-Uhren a la Strumbel werden nach guter alter Schwarzwaldtradition hergestellt. Also Handgeschnitzt, von Menschen die wissen was sie tun und mit Original-Uhrwerk aus dem Schwarzwald. Nichts mit Billigproduktion in China oder sonst wo. Das ist die BEwahrung alter Handwerkstradition, Produktion in der Region, nur eben neu aufgemotzt. So nachhaltig wie möglich eben! Strumbel durchdenkt immer alles, bis ins Detail. Er hat zum Beispiel das Badische Landesmuseum anlässlich der Ausstellung 900 Jahre Baden mit einer knapp 18 Meter hohen Kuckucksuhr verpackt. Die gigantische pinkfarbene Uhr mit Mega-Kussmund ziert den Eingang des Museums. Wer in die Ausstellung will, muss die Rolling-Stones-Logo-Lippen auf der Kuckucksuhr durchqueren. Das gute ist, dass die Stoffkuckucksuhr anschließend zu Taschen umgearbeitet werden soll und die wiederum sollen verkauft werden für einen guten Zweck. Das ist doch mal ein nachhaltiger Kreislauf par excellance! Hier im Holly-Blog habe ich über seine aktuelle Ausstellung geschrieben. Seine Kuckucksuhren sind schrill, knallig und poppig. Kunst am Kuckuck – das finden die einen genial, die anderen anstößig! Erfolgreich ist die moderne Kuckucksuhr, die künstlerische Interpretation. Strumbel verkauft sich weltweit. Sogar Karl Lagerfeld, Deutschlands berühmtester Modezar, hat sich mit einer kleineren Version des Kuckuck-Chronometers von Stefan Strumbel abgelichtet. Die Uhr war ein Geschenk von Verleger und Kunstmäzen Hubert Burda als Mitbringsel zu einem Fotoshooting. Lagerfeld verglich Strumbels Kuckucksuhr mit einem „Blumenstrauß aus Nizza“. Mittlerweile gehen die Strumbelschen Kunstversionen von der Schwarzwälder Kuckucksuhr für tausende Euro über den Galerie-Ladentisch. Aber Stefan Strumbel ist nicht der Einzige, der die moderne Kuckucksuhr vertreibt. Petit H. – die kleine Hermes-Designwerkstatt hat die Kuckucksuhr auch modernisiert
Das Modelabel Hermes hat zum Beispiel eine Handtasche, die Kelly-Bag, zu einer Kuckucksuhr umfunktioniert. Aus der Kreativwerkstatt von Hermes – „Petit H.“. Beides, sowohl Hermes, als auch Stefan Strumbel, rangiert in der Rubrik Kunst, wenn auch moderne Interpretationen der Kuckucksuhr. Moderne Kuckucksuhren für Otto-Normal-Verbraucher gibt’s hier im Blog und hier im Text Auch die ganz normalen Uhrenhersteller haben sich in den letzten Jahren vermehrt auf die Kuckucksuhr als Kult- und Heimatsymbol gestürzt und moderne Versionen auf den Markt gebracht. Die sind deutlich gefragter als die ursprüngliche Traditionsuhr, zumindest außerhalb des Touristensektors. Der Erfolg der modernen Kuckucksuhren, hat diverse Nachahmer und Plagiate auf den Markt gerufen. Da gilt allerdings per Gerichtsbeschluss, ähnlich wie beim Champagner, nur mit Originaluhrwerk und im Schwarzwald produzierte Uhren dürfen sich Schwarzwälder Kuckucksuhr nennen.
So hat der deutsche Hersteller Artificial zusammen mit dem Produktdesigner Tobias Reischle die Kuckucksuhr ebenfalls modernisiert. Als puristisches Vogelhaus mit Original Schwarzwälder Uhrwerk und statt Tannenzapfen Metall-Zylinder. Die moderne Kuckucksuhr a la Reischle gibt es in vielen bunten Farben und als Sonderedition in Gold – nur der Kuckuck, der halbstündlich und Stündlich aus dem Fenster schaut, ist der traditionelle Vogel, holzgeschnitzt, wie anno dazumal. Ähnlich geht auch die Schwarzwälder Traditionsmanufaktur Rombach & Haas vor. Seitdem der Uhrenhersteller auch moderne Kuckucksuhren anbietet, hat sich der Umsatz deutlich gesteigert. In den letzten Jahren seien über 110000 Kuckucksuhren über den Ladentisch gegangen. (Stand 2011) Nur rund 10 Prozent bleiben in der Heimat, die meisten Kuckucksuhren wandern aus nach Amerika oder China. Weshalb Schwarzwälder Anbieter wie Rombach&Haas Bedienungsanleitungen und Werbetexte auf ihrer Homepage auch in französisch, englisch, chinesisch oder portugiesisch, italienisch, spanisch anbieten. Das ist doch mal ne nette Umdrehung der Gegebenheiten, wir schicken fair produzierte Traditionsware in die Welt und vielleicht nehmen sich die ganzen Billigheimer und Produktionsriesen irgendwann ein Beispiel daran und produzieren auch in all den Textilmolochen und Billiglohnländern zu faireren Bedingungen – das wäre doch schön!
Alles Liebe und immer schön nachhaltig bleiben,
Eure Petra